: Ein Jahr Universum
■ Bremens Publikumsmagnet zum Anfassen und Ausprobieren
„High touch statt high tech“ – das ist nach Ansicht von Carlo Petri das Erfolgsrezept für das „Univer-sum“ in Bremen. Rund 500.000 Menschen haben in den vergangenen zwölf Monaten das „in Deutschland einzigartige Science Center“ besucht, sagte der Geschäftsführende Gesellschafter gestern zum einjährigen Bestehen des Erlebnis-Museums. Unter insgesamt 252 Science Centern in Europa liegt das Bremer Universum in puncto Beliebtheit auf dem vierten Platz (hinter Paris und London).
Das von privaten Investoren sowie dem Land und der Universität Bremen getragene Projekt will wissenschaftliches Arbeiten rund um die Themen Mensch, Erde und Kosmos populär präsentieren. Anvisiert hatten die privaten Investoren ursprünglich 300.000 BesucherInnen im Jahr – zum Geburtstag strahlen sie nun über den Besucheransturm, mit dem keiner gerechnet hatte. Inzwischen mussten bereits einige von den 250 Ausstellungsstücken ausgetauscht werden, die nur für maximal 1.000 Besucherkontakte pro Tag ausgelegt waren, aber zum Teil weit mehr als 1.600 grabblende Hände verkraften mussten.
Schon der überdimensionale Wal im Schatten der Universität allein wäre eine Reise wert, meint Petri. Doch die Inhalte des Museums zählen für die BesucherInnen noch mehr – im Schnitt 3,5 Stunden lang spielen sie mit den interaktiven Exponaten rund um die Kernthemen des Universums. Neben Schulklassen fühlen sich insbesondere 35- bis 49-Jährige von der Ausstellung angezogen. „Bremen bekommt ein neues modernes Image“, freut sich auch Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU), dessen Ressort das 70 Millionen Mark teure Projekt zur Hälfte finanzierte.
Statt langweilige Erläuterungen zu lesen, können die Besucher riechen, schmecken, anfassen und fühlen, was sie immer über das Leben und die Welt wissen wollen. „Anfangs hatten die Wissenschaftler Vorbehalte gegen diese populäre Darstellung ihrer Arbeit“, sagt Martin Mehrtens, der an der Uni Bremen die Zusammenarbeit mit dem Universum koordiniert: „Jetzt entwickeln sie selbst Exponate.“ Die meisten Exponate sind speziell entwickelte Prototypen.
Inzwischen arbeiten die privaten und öffentlichen Betreiber an einer Erweiterung ihrer populären Schau. Ende des Jahres soll die Entscheidung fallen, ob das Univer-sum ab 2003 um ein „Visionarium“ über das Leben im Jahr 2050 ergänzt werden soll, kündigten Petri und Mehrtens an.
Wolfgang Heumer, dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen