: Politik ohne Label
■ SPD in Nachwuchsnöten: Jetzt veranstaltet sie eine Party für den Nachwuchs, allerdings ohne ihren Namen zu nennen
Breakdance-Battle, Skatercontest und an den Turntables DJ Maxi & DJ Dani Sahne. Wenn die alte Tante SPD schon mal was auffährt, dann aber auch richtig. Je nach Wetter erwarten die Bremer Sozialdemokraten 500 Kids am 8. September bei ihrer Party im Sportgarten Bremen. Fraglich ist nur, ob die einströmenden Kids auch wissen werden, wes Kind der Mega-Event beim „Paukenschlag“ in der Pauliner Marsch ist: Auf dem Flyer und der eigens eingerichteten Hompage www.new-party.de taucht der Name der Traditionspartei nämlich nicht auf. Einige werden wohl erst beim Besuch der Party merken, wo sie gelandet sind: Immerhin hat sich eine echte Kultfigur zu Besuch bei der Party mit Hip Hop Dance, Show-acts, „Gesprächen und Begegnungen“ angesagt: Willi Lemke, Bildungssenator.
Nicht nur, dass die Hamburger Sozialdemokraten das auch so machen mit der Geheim-Werbung, wie Thomas Ehmke, der Landesvorsitzende der Jusos versichert. Verzeihlich erscheint der Trick fast schon, wenn man sich die Mitgliederstruktur der Bremer Sozis anschaut: Der Landesverband ist nicht nur bundesweit derjenige mit den höchsten Verlusten (minus 40 Prozent seit 1990) – von übrig gebliebenen 6.800 Mitgliedern sind auch nur noch klägliche 158 unter 25 Jahre alt. In den 70er Jahren waren mal 30 Prozent aller Mitglieder unter 35 Jahren alt, heute sind es gerade mal neun Prozent.
Da die Basis also langsam einfach wegstirbt, soll jetzt die Jugend umworben werden – eine strukturell schwierige Aufgabe in Zeiten von großer Koalition, Spendenskandal und Scharping-Schnäbeleien. SPD goes Jugend – aber die will nicht so recht mitgehen.
Da saßen sie also gestern und stellten ihre Jugendinitiative „...and be part of the party“ vor: Detlev Albers, Chef der Landes-SPD und Roland Pahl, der Landesgeschäftsführer: grob geschätzt beide um die 50 Jahre. Und die Pressereferentin Antje Grotheer, eine fidele Mutter, die ihr Kind auf jeden Fall mit zur Party nehmen will.
Alles nicht gerade Leitfiguren der Youngster – wäre da nicht noch der Juso Ehmke: um die 20, aber schon Bürgerschaftsabgeordneter – sozusagen Premium-Zielgruppe, aber völlig allein auf weiter Flur. Tolle Ergebnisse hätten vor der Schule verteilte Flyer gebracht, die auf die „ultimative“ Homepage der SPD hinweisen: „In den letzten zehn Tagen hatten wir 1.500 Visits“, sagt Albers – aber auf der Seite taucht der Parteiname erst auf, wenn mann/frau weiterklickt.
„Wir müssen lernen, die Hemmschwelle für junge Menschen zu senken“, meint Ehmke. Und, dass die Jugendlichen sich sehr wohl für Politik interessierten: Migration, Stadtentwicklung und eben Globalisierung – das würde die Kids ansprechen. Aber „wir müssen auch lernen, die Sprache der jungen Menschen zu sprechen“, sagt Ehmke. Dazu gehört, dass die Jusos mehr Mitspracherecht in der Partei bekämen. Wobei aber „die politische Großwetterlage in Bremen nicht unbedingt offen für Juso-Ideen“ wie mehr Demokratisierung in der Schule, Wählen ab 16 Jahren sei, meint Ehmke. Aber: „Jeder junge Mensch, der sich links fühlt und Politik machen möchte, ist bei uns willkommen.“
Kai Schöneberg
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