: Aktien im Keller, Mitarbeiter auf der Straße
Die Fusion der PC-Giganten Hewlett-Packard und Compaq sorgt für Skepsis an der Börse. Experten rechnen mit 15.000 Entlassungen
BERLIN dpa/taz ■ Wenn zwei Verlierer fusionieren, wird daraus noch lange kein Gewinner. So haben die Anleger die Übernahme von Compaq durch Hewlett-Packard aufgenommen: An der Wall Street brachen die HP-Aktien nach Bekanntgabe der Fusion um über 18 Prozent ein, Compaq fiel um 11 Prozent. Auch die Frankfurter Börse geriet gestern unter Druck, vor allem Technologieaktien sackten ab. Analysten werteten den Zusammenschluss der amerikanischen PC-Hersteller als Zeichen von Schwäche, und zeigten sich skeptisch.
Mehr als 15.000 Beschäftigte müssen jetzt um ihren Job bangen. Insgesamt hat der neue Computer-Gigant 145.000 Mitarbeiter, 8.800 davon in Deutschland. Bereits vor dem Zusammenschluss hatten beide PC-Hersteller Massenentlassungen angekündigt: HP möchte sich von 9.000 Mitarbeitern trennen, Compaq von 8.500. Die neuen Entlassungen müssen da noch draufgeschlagen werden.Vermutlich fallen 4.000 Stellen alleine in Singapur weg, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Auch in Deutschland ist die Angst der Angestellten groß. Eine Aufstellung der Kündigungen nach Ländern gibt es laut HP noch nicht.
Die Gewerkschaft IG Metall sieht in der Fusion der Computerkonzerne eine Chance: Sie möchte einen neuen Tarifvertrag mit Modellcharakter für die Branche aushandeln. Das sagte der für HP zuständige IG-Metall-Sekretär Uwe Meinhardt. „Die amerikanischen Konzernzentralen müssen dem deutschen Management Spielraum lassen“, forderte Meinhardt, der auch Mitglied im Aufsichtsrat von HP Deutschland ist.
In der HP-Zentrale im kalifornischen Palo Alto zeigte man sich von Kurseinbrüchen und Kündigungsängsten unbeeindruckt: Mit der Fusion entstehe die weltweite Nummer eins in Computertechnik, erklärten beide Unternehmen. In über 160 Ländern sei der neue Konzern aktiv, mit einem gemeinsamen Umsatz von zuletzt 87 Milliarden US-Dollar. Damit möchte HP den bisher unangreifbaren Konkurrenten IBM attackieren. Der Zusammenschluss spart HP nach eigenen Angaben 2,5 Milliarden Dollar in den nächsten drei Jahren. Die Zukunft soll rosig werden, verspricht die HP-Chefin Carly Fiorina.
Die Vergangenheit war alles andere als das. Compaq und Hewlett-Packard haben im letzten Jahr einen dramatischen Absturz an den Börsen erlebt: Seit dem vergangenen Sommer haben die HP-Anteile um 66 Prozent an Wert verloren, Compaq-Aktien sogar 76 Prozent. Der Börsenwert des fusionierten Unternehmens ist heute geringer als der jeweilige Vorjahreswert der Einzelunternehmen. CV
Nachtrag: Judith Grindal ist Leiterin der Presseabteilung bei Fujitsu-Siemens und nicht, wie gestern versehentlich berichtet, Chefin des Unternehmens.
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