: kachelwettbewerb: das böse ist unter uns
Weiter geht es im Spätsommerreigen der Scheußlichkeiten. Die Badezimmerkachel ist die Geißel der Menschheit und gibt einfach nicht auf. Bis der letzte Erdenbewohner ihren eisigen Hauch spürt und in den Wahn getrieben ist. Erste wahnhafte Zustände zeigen sich bei den bedauernswerten Kachelopfern, sobald sie zu kalauern beginnen. Wie Leser Christian Rohde aus Wuppertal, der von einem erschreckend orangefarbenen Bad in die Wortspielhölle getrieben wurde und deshalb sein eingesandtes Bild als „niederländisches Modell ganzheitlichen Zen-Baddismus“ beschreibt. Tatsächlich beherrscht dieses Bad ein „geschmackloses Oranje“, das Herrn Rohde einen religiösen Hintergrund vermuten lässt: „Gott, o Gott, o Gott, das Böse, ich kann und will es nicht fassen, ist mitten zwischen und darüber hinaus vermutlich sogar schon tief in uns selbst“. Auch wir ahnen schon länger, dass für die Weltherrschaft der Badezimmerkachel nicht allein das katholisch-portugiesische Fliesenimperium, sondern vor allem der niederländische Calvinismus Delfter Prägung mit seinen oranjeblauen Fayence-Fürsten verantwortlich ist. Bleibt nur die Frage, ob das hier abgebildete Foto des Grauens zum Schluss den Preis gewinnt. Eins allerdings ist gewiss: Das Böse ist unter uns.
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