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Bahn prüft Kosten

„Grundbedarf“-Studie im Auftrag der Bundesländer erstellt: Jede zehnte Nahverkehrsstrecke könnte wegfallen. Vor allem Ostdeutschland betroffen

von KATHARINA KOUFEN

Was in Westdeutschland in den 70er- und 80er- Jahren abgewickelt wurde, soll in Ostdeutschland jetzt offenbar nachgeholt werden: Die Bahn schlägt den Bundesländern vor, unwirtschaftliche Nahverkehrsstrecken stillzulegen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung könnte dadurch jeder zehnte Regionalzug wegfallen. Das Unternehmen dementierte diese Zahl: „Keineswegs hat die Bahn jeden zehnten Nahverkehrszug für überflüssig erklärt.“

Vielmehr liege die Bestellung des Nahverkehrs weiterhin bei den Ländern, und die hätten das Unternehmen „ausdrücklich“ gebeten, den gesamten Regionalverkehr auf seine Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Die Bahn habe daraufhin ein „Grundangebot“ erarbeitet. Darin stuft sie laut Zeitungsbericht nur noch 533 Millionen Zugkilometer – die Anzahl der Nahverkehrszüge, multipliziert mit den gefahrenen Kilometern – als „bedarfsgerecht“ ein. Das sind fast 60 Millionen weniger als bisher.

Strecken, auf denen weniger als 500 Fahrgäste pro Tag gezählt werden, gelten als gänzlich unwirtschaftlich und sollten laut Bahn-Vorschlag wegfallen. Auf etwas stärker genutzten Strecken würde die Bahn dagegen nur einige Züge streichen. Wo und wie viele das wären, wollte das Unternehmen gestern nicht sagen. „Das ist Sache der Länder“, sagte eine Sprecherin.

Die Länder haben ein Interesse an wirtschaftlichen Bahnstrecken, da jedes Bundesland seinen Nahverkehr bei der Bahn bestellt und dafür vom Bund Geld erhält – insgesamt sind das pro Jahr rund 13 Milliarden Mark. Seit der Bahnreform 1994 werden diese Regionalisierungsmittel nach einem bestimmten Schlüssel an die Länder verteilt. Dieser werde zurzeit überprüft, erklärte die Bahnsprecherin. „Da ist es völlig normal, dass die Bahn sich einbringt und Empfehlungen ausspricht.“

Angeblich wird um 500 Millionen Mark gestritten, die nach Ansicht der Westländer in ohnehin abbruchfällige Strecken im Osten fließen – und im Westen fehlen. In den neuen Bundesländern sieht man das anders: Sachsens Verkehrsmininster Kajo Schommer spricht von einem „Todesstoß“ für viele Regionalstrecken. Bahnchef Hartmut Mehdorn hält dagegen, der Vorwurf, die Bahn wolle sich aus der Fläche zurückziehen, sei abwegig. „Die Länder können zu Bedingungen, die sich für die Bahn rechnen, jeden Verkehr bestellen, den sie wollen.“

Das Interesse der Bahn liegt vor allem darin, wenig befahrene Strecken stillzulegen, auf denen obendrein die Schienen marode sind. Denn für die Instandhaltung der Schienennetze ist die Bahntochter DB Netz zuständig. Sind nun die Einnahmen aus den Fahrkarten, die die Bahn neben den Landeszuschüssen erhält, zu gering, rechnet sich die Instandhaltung nicht.

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