absagen – zusagen: Berlin solidarisch
Nicht nur der Wahlkampf wurde aufgrund der Terroranschläge in den USA erst einmal auf Eis gelegt. Auch Veranstalter aus Kultur und Wirtschaft sagten ihre Termine für die laufende Woche aus Solidarität mit den Opfern und deren Angehörigen ab. Die Publikumseröffnung des Jüdischen Museums wurde verschoben. Wann das Haus nun für den Besucherverkehr aufmacht, stand gestern noch nicht fest. Ebenfalls verzichtet wurde auf die Vertragsunterzeichnung mit dem künftigen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, Simon Rattle. Die feierliche Eröffnung des Berliner Wissenschaftssommers mit Bundeskanzler Schröder und Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) wurde gestern gestrichen. Alle weiteren Veranstaltungen des Wissenschaftssommers einschließlich der Langen Nacht der Wissenschaften am Samstag werden jedoch wahrscheinlich stattfinden. Es bleibt den Ausrichtern überlassen, das Programm zu verändern. Auch die Gegendemonstration von Gentechnik-Kritikern, die gestern am Potsdamer Platz stattfinden sollte, fiel aus. Die Staatsoper sagte gestern die Abendvorstellung ab. Auch die Vorpremiere der neuen Theater-Produktion von Sasha Waltz „17–25/4“ in der Schaubühne fällt aus. Die Kulturverwaltung hatte am Dienstag allen Theatern der Stadt empfohlen, mit ihrem Programm angemessen auf die Katastrophe zu reagieren. Auch die für Freitag vorgesehene feierliche Eröffnung des Truman-Hauses in Potsdam wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Truman-Villa war im September 1999 durch einen Brandanschlag weitgehend zerstört worden. 1.500 Gäste hatte die Friedrich-Nauman-Stiftung zum Festakt erwartet. Die Besucher des Oktoberfests auf dem Gendarmenmarkt mussten gestern ohne Musik auskommen. Von heute bis Sonntag soll die Veranstaltung dann mit ruhiger Musik fortgesetzt werden, beschlossen die Veranstalter gestern. Das Deutsche Kinderhilfswerk sagte gestern das für Samstag und Sonntag geplante Weltkinderfest ab. Bis auf eine Ansprache des Senators für Stadtentwicklung, Peter Strieder (SPD), heute um 16 Uhr in der Bergfriedstraße wird das gesamte Programm der Aktionstage am Wassertorplatz gestrichen. radioEINS teilte mit, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) heute nicht wie eigentlich vorgesehen die Sendung „Schönen Morgen“ moderieren wird. Neben den Verantstaltungen fiel und fällt auch ein Großteil der angesetzten Pressekonferenzen in der Stadt in dieser Woche aus. Bezirksverordnetenversammlungen und andere Ausschusssitzungen wurden gestrichen. Die literaturWERKstatt berlin lässt sich dagegen nicht beirren. Trotz der Ereignisse in den USA feiert sie am Samstag um 15 Uhr ihren zehnten Geburtstag. Neben anderen Künstlern aus Europa, Amerika oder Japan wird Christa Wolf bei der Veranstaltung auftreten. TAZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen