: New York – Bremen: Es geht nicht um „mehr Polizisten“
„The day after after“. Unsere Zeitungen haben wieder ihr gewohntes Erscheinungsbild, auch Radio Bremen kehrt zum normalen Programm-Schema zurück. Drei Tage nach dem Einsturz der New Yorker Twin Towers beruhigen sich die Gemüter, auch an der Weser. Viele erklären schon, der Schreckensbilder überdrüssig zu sein.
Dabei war das Bedürfnis nach Trauerritualen groß. Wie zur Zeit des Golfkrieges wurden Marktplatz und Dom zu Versammlungsorten, an denen sich die Menschen psychisch entlasten konnten. Und wieder waren es die Bremer Schüler und Schülerinnen, die die allgemeine Betroffenheit ergänzten – um wichtige Aspekte. Sie hatten Recht, etwa wenn sie auf ihre Plakate schrieben: „Nicht nur in Amerika sterben Menschen“. Sie wiesen damit auf die alltägliche Blindheit gegenüber unzähligen „normalen“ Toten hin – die eben nicht in Downtown arbeiten sondern z.B. in Ruanda krepieren. Und deren gewaltsamer Tod offenbar nicht als „Angriff gegen uns alle“ aufgefasst wird.
Wegen der Plakate mussten sich die Bremer SchülerInnen Pöbeleien gefallen lassen. Dabei ist es gerade ihr globaler Blick, der aus der Krise weist. Denn mehr Sicherheit hängt gerade nicht an den zusätzlichen Polizeikräften, nach denen Innensenator Kuno Böse umgehend verlangte. Sondern an Gerechtigkeit. Technisierte Gesellschaften bleiben verwundbar, ein noch so gut ausgebauter Apparat kann nicht mal Pflastersteinwerfer von Autobahnbrücken fern halten. Weder in Amerika noch in Bremen. Henning Bleyl
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