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Snoezelen, schreien und diskutieren

Bei der Langen Nacht der Wissenschaften suchen Wissenschaftler heute den Dialog mit den Menschen. Trotz der großen Bestürzung über die Ereignisse in den USA wollen die Veranstalter miteinander Reden und gemeinsam Nachdenken

Die Wissenschaft bleibt im Dialog. Nachdenklich, aber bestimmt. Denn die vorurteilsfreie Begegnung der Wissenschaft mit der Öffentlichkeit sei ein Fundament unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung, erklären die Veranstalter des Wissenschaftssommers. Heute findet die „Lange Nacht der Wissenschaften“ in über 80 Einrichtungen also trotzdem statt – mit ergänztem und abgeändertem Programm. Das Leben geht weiter, und die taz sagt Ihnen, wie Ihnen die Lange Nacht der Wissenschaften dabei hilft. Eine kurze Auswahl:

Das Gespräch suchen und finden: Nach den bestürzenden Ereignissen in den USA suchen auch Wissenschaftler nach Worten und Reaktionen. Die Lange Nacht eröffnen der Theologe Richard Schröder, der Neurobiologe Randolf Menzel und Helmut Schwarz, Vizepräsident der Deutschen Forschungsgesellschaft deshalb mit einer Podiumsdiskussion „Wissenschaft in der Verantwortung“. (Audimax der HU, Unter den Linden 6, Route Mitte-Wedding, Beginn: 18 Uhr). Eine Podiumsdiskussion im Wissenschaftszentrum widmet sich dem Thema: „Krieg ohne Staaten? Globalisierung und die neue Qualität des Terrorismus“. (Reichpietschufer 50, Raum A 300, Beginn: 17 Uhr).

Trotz Stress entspannen: Sie müssen nur „snuffelen“ (schnüffeln) und „doezelen“ (dösen). Das ist die ganze Wahrheit von „Snoezelen“, einem Konzept für die Gestaltung von Innenräumen mit Tönen und Klängen, Lichteffekten und Düften. (Institut für Rehabilitationswissenschaften der HU, Georgenstraße 36).

Mit Geschrei erreichen, was man will: Was bei Menschen selten auf Gegenliebe stößt, kann bei künstlicher Intelligenz durchaus zum Erfolg führen. Zumindest bei einem 800 Kilo schweren Boliden, dem eine Sprachsteuerung eingebaut wurde. Den soll das Publikum durch Anfeuerungen in einer stählernen Manege vorwärts bewegen. („I.D.E.A.“, Hauptgebäude der HU, Gartenseite, Unter den Linden 6, Spiele um 19.30, 21.30 und 23.30 Uhr).

Nichts wissen, aber im Recht sein: Ein Standpunkt, den Sie mit Wissenschaftlern der Charité bei der Biomedizinischen Dialognacht diskutieren können: Vom Recht auf Wissen und Nichtwissen – ein Gespräch über molekulargenetische Diagnostik (22 bis 23 Uhr), Krank, normal, genial – ein Gespräch zum Krankheitsbegriff und zur Gentherapie (23 bis 24 Uhr). (Campus Berlin-Buch, Robert-Rössle-Straße 10).

Sich mit anderen Menschen verbinden lassen: Via Handy und Internet überträgt Johan Wagenaar die Herzschläge von 15 Menschen in Australien nach Berlin, um sie dann von Mitgliedern des Rundfunkchors in Klänge umwandeln zu lassen. („Kadoum“ im Deutschen Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, Aufführungen um 21.30 und 24.00 Uhr).

Das Gerechtigkeitsempfinden schärfen: Den Ablauf einer Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht demonstrieren angehende Rechtswissenschaftler in Dahlem. Dabei verhandeln sie einen bereits entschiedenen Fall, so dass die Einschätzung der Zuschauer mit dem tatsächlichen Urteil verglichen werden kann. („Moot Court“, Fachbereich Rechtswissenschaften der FU, Van’t-Hoff-Straße 8, 18 Uhr).

Die Dinge sehen, die man nicht sieht: Mitunter wirkt das gegen Augentumore. Wissenschaftler des Hahn-Meitner-Instituts behandeln mit den nicht sichtbaren Teilchenstrahlen Auge und Gehör. (Hahn-Meitner-Institut, Glienicker-Str. 100, Programm bereits ab 16 Uhr. Ausweise bitte mitbringen). ARMIN BEBER

Karten für die „Lange Nacht der Wissenschaften“ von 18 bis 2 Uhr morgens kosten 20 Mark (ermäßigt 12). Eintritt in alle beteiligten Einrichtungen und zur Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel von 15 bis 5 Uhr inklusive. Busshuttles auf sechs Routen von 18 bis 2 Uhr von S-Bhf. Berlin-Buch, Rathaus Steglitz, Wannsee, Adlershof, Urania und Humboldt-Uni. Weitere Infos: www.lange-nacht-der-wissenschaften.de

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