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Schilda in Bremen

■ Was einem Filipino passierte, der einfach nur weg aus Deutschland wollte

Er wollte einfach nur weg aus diesem Land – und landete prompt am Ort derer, die unbedingt in Deutschland bleiben wollen: in Abschiebehaft.

Isabelito Taberna Victoriano muss verdammt verwundert gewesen sein, als er am 29. August beim Check-In am Schalter der KLM von Bundesgrenzern abgefangen und in den Abschiebeknast im Polizeipräsidium in der Vahr gesteckt wurde. Er hatte ein gültiges Flugticket zurück in seine Heimat, die Philippinen und sich in seinen zwei Jahren in Bremen und Bremerhaven eigentlich nichts zu Schulden kommen lassen.

Nun ja, vor zwei Jahren war der Schiffssteward der „Norwegian Sky“ vom Landgang in Bremerhaven einfach nicht zurückgekommen, weil es ihm offenbar hier ganz gut gefiel. Irgendwann muss dem 37-jährigen Fhilipino dann bewusst geworden sein, dass sein Aufenthaltsstatus in Deutschland nicht ganz koscher war, dass er „hier keine Zukunft hat“, wie Tabernas Anwalt Günter Werner sagt. Taberna hatte sich zuletzt sogar im philippinischen Konsulat beraten lassen, wie er aus Deutschland ausreisen kann. Und sich einen neuen Pass ausstellen lassen.

„Er kann sich nur durch illegale Arbeit – ich sag das mal so: Straftaten – über Wasser gehalten haben. Wer füttert den denn schon durch?“, fragt Uwe Hoffmann von der Wasserschutzpolizei Bremerhaven, ohne für seine Anschuldigungen auch nur den geringsten Beweis zu haben.

Matthias Güldner von den Grünen bezeichnete den Fall Taberna in der Landesarbeitsgemeinschaft Migration als „krass“, und auch im Ausländeramt schüttelt man nur den Kopf über die Auswanderungsstory aus Schilda.

Straftaten: Fehlanzeige. „Das sind alles Phantasien“, kritisiert Tabernas Rechtsanwalt. „Es lag einfach nichts gegen ihn vor, außer dass er sich hier illegal aufgehalten hat“, sagt Werner. „Abschiebehaft mit dem Zweck, die Ausreise zu verhindern – das ist etwas ganz Neues.“

Schließlich reagierte das Amtsgericht auf die Haftbeschwerde Werners. Am Donnerstag durfte Taberna plötzlich ohne Probleme ausreisen – sogar die Umbuchungskosten wurden ihm finanziert. Jetzt überlegt sich der Anwalt, ob er „gegen die Inhaftierung – immerhin saß der Philipino sechs Tage ein – rechtlich irgendwas unternehmen kann“.

ksc

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