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Scharon: Waffenruhe ist Vorbedingung

Nach der bislang größten Militäraktion in Ramallah stellt Israels Premier Scharon nach einer zweitägigen Waffenruhe ein Ende der Angriffe in Aussicht. Auch ein Treffen von PLO-Chef Arafat mit Außenminister Peres scheint möglich

JERUSALEM afp/rtr ■ Nach neuen israelischen Militäroffensiven in den Palästinensergebieten hat sich Israels Ministerpräsident Ariel Scharon gestern erneut unter Bedingungen zu einem Ende der Angriffe bereit erklärt. Voraussetzung sei, dass Palästinenserpräsident Jassir Arafat eine Waffenruhe ausrufe, die mindestens zwei Tage halte, erklärte Scharon bei einer Sondersitzung des Parlaments zum Gedenken an die Opfer der Terrorangriffe in den USA. Gleichzeitig signalisierte er seine Zustimmung zu einem Treffen Arafats mit Außenminister Schimon Peres unter der Bedingung, dass zuvor „48 Stunden lang völlige Ruhe“ herrsche.

Die seit langem erwartete und immer wieder aufgeschobene Zusammenkunft zwischen Arafat und Peres war am Samstag zur Verärgerung von Peres erneut am Veto des israelischen Ministerpräsidenten gescheitert. Bis zuletzt hatte der israelische Außenminister versucht, seinen Regierungschef umzustimmen.

Peres zeigte sich über Scharons Entscheidung verärgert: Dadurch würden die Bemühungen der USA erschwert, eine weltweite Antiterrorfront „unter Einschluss von Muslimen und Arabern“ zu schmieden, sagte er. Die USA hätten „große Hoffnungen“ in das Treffen gesetzt. Arafat erklärte sich erneut zu einem Gespräch mit Peres bereit. Reserviert reagierte der Palästinenserpräsident auf Scharons Forderung, er solle sich für eine Waffenruhe einsetzen. „Wir fühlen uns einer Waffenruhe verpflichtet und haben das schon mehrfach deutlich gemacht“, sagte er in Gaza.

Wenige Stunden vor der Knessetsitzung griff die israelische Armee mit Panzern und Kampfhubschraubern Ramallah an. Bei den vierstündigen Gefechten wurden nach palästinensischen Angaben ein Palästinenser getötet und 24 Menschen verletzt. Eine Frau erlag einem Herzinfarkt, als Panzer ihr Haus angriffen. Die Stromversorgung brach zum Teil zusammen. Laut israelischem Rundfunk handelte es sich um die bislang größte Militäroperation in Ramallah. Im Nordosten der Stadt gingen am Sonntagmittag die Gefechte zwischen Soldaten und Palästinensern weiter. Dabei wurde ein israelischer Soldat erschossen, als er Mitglieder von Arafats Leibwache festnehmen wollte.

Bereits am Samstag hatte die Armee mit Kampfhubschraubern, Raketen und Panzergranaten aus der Luft, zu Land und zu Wasser zeitgleich Stellungen der palästinensischen Polizei und des Geheimdienstes im Gaza-Streifen angegriffen. Die Marine nahm zudem ein Flüchtlingslager in der Nähe des Küstenorts Nusseirat unter Beschuss. Nach israelischen Armeeangaben waren die Angriffe die Vergeltung für palästinensische Anschläge auf israelische Grenzsoldaten am Kontrollposten von Erez sowie auf ein israelisches Auto in Ostjerusalem. Einer der beiden Insassen erlag am Sonntag seinen schweren Schussverletzungen. In der Nacht töteten israelische Soldaten darüber hinaus in der Nähe von Bethlehem den Fahrer eines palästinensischen Krankenwagens, der Verletzte in ein Krankenhaus bringen wollte.

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