: Handel aber gerecht
Amtsschimmel frisst Werbung für fairen Handel: Einzelne Bezirke und Baubehörde blockieren ■ Von Gernot Knödler
Die Agenda 21 für eine nachhaltige Entwicklung scheint in Teilen von Politik und Verwaltung noch immer nicht angekommen zu sein. Dafür sprechen die Schwierigkeiten, die die Weltläden gegenwärtig bei ihrem Versuch erleben, für einen fairen Welthandel zu werben.
Zur Fairen Woche 2001 erbaten sie die Genehmigung, nach der Bürgerschaftswahl die Werbeflächen der Parteien überkleben zu dürfen. Die Plakat-Aktion sollte den Auftakt zur bundesweiten Aktionswoche vom 24. bis 30. September bilden und für den Kauf fair gehandelter Produkte aus der Dritten Welt werben. Mit dem regulären Abbau der Aufsteller wären die Poster automatisch verschwunden.
Während die Bezirke Altona, Bergedorf und Wandsbek das Überkleben erlaubten, lehnten Eimsbüttel und Mitte ab: Es handele sich um kommerzielle Werbung und die darf auf öffentlichem Grund nach einer Richtlinie der Stadt nur von der Hamburger Außenwerbung betrieben werden, einer städtischen Gesellschaft.
„Meine Leute sagen mir, nach der Globalrichtlinie geht das nicht“, rechtfertigt sich der Eimsbütteler Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD). Die Plakate der Weltläden mit Slogans wie „Kaffee ohne abzusahnen“ hält Mantell zwar nicht für kommerzielle Werbung. Er verweist jedoch auf die Ablehnung der Baubehörde.
Deren Sprecher Christian Georg Schuppe wiederum verlässt sich auf Fachleute, die die Aktion als kommerzielle Werbung bewerten. „Handel ist doch ein Gewerbe“, sagt er. Bloß: Die Weltläden dürfen keine Profite erwirtschaften. Und geworben werde eher „für ein Prinzip“, sagt Gerlinde Geffers vom Zukunftsrat, der die Aktion im Rahmen der Agenda 21 mitträgt. Offenbar gibt es hier einen Interpretationsspielraum.
Während in Mitte die Angst vor der wilden Plakatierung überwiegt, regiert in Altona der gesunde Menschenverstand. Er habe von der Genehmigung zwar nichts gewusst, seine Mitarbeiter hätten das jedoch „so gemacht, wie ich es für gut halten würde“, sagt Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer (SPD). „Ich mag es nicht, wenn man alle Dinge auf die formale Schiene bringt; das wissen meine Beamten auch und haben vernünftig entschieden.“
Auf Wunsch der Weltläden intervenierte Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) bei seinem Kollegen Eugen Wagner (SPD) von der Baubehörde. Jeder wisse, dass der Einsatz für einen fairen und gerechten Handel bitter nötig sei, sagt Porschke. Bei Wagner habe er aber „leider auf Beton gebissen“.
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