: Am Erfinder vorbeigedacht
■ Oh je, Wirtschaftsförderung: Statt das Patentzentrum zu fördern, ist kein Geld da / So werden neue Ideen der Firmen ziemlich teuer und Bremen verliert seinen Ruf als Innovationsstandort
Innovative Firmengründungen – genau das ist es, was Bremen gerne hätte. Und was Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) auf jeder Veranstaltung gern herbeiredet. Kurioserweise hat ausgerechnet sein Ressort die Finanzierung eines wichtigen Informationspools für derlei Ideen und Erfindungen gekappt: Seit Januar kriegt das Bremer Patent- und Normenzentrum keine Zuschüsse mehr. „Wir hängen in der Luft“, klagt der Leiter des Zentrums, Joachim Ries.
Milde gesagt geht es dabei um Peanuts. 250.000 Mark an Personalkosten wanderten jährlich vom Wirtschaftsressort zum Patent- und Normenzentrum in der Hochschule. Bis Januar. Dann wurden kommentarlos die Zahlungen eingestellt. Ein Unding, findet Ries. „Da hat man über Jahre hinweg etwas gefördert, dann kann man doch jetzt nicht einfach abwarten und gucken, was daraus wird“.
Inzwischen schlagen die Mini-Kürzungen weitere Wellen. Sogar das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin hat bei Wirtschaftssenator Hattig protestiert. Und auch die Handelskammer sowie der Kanzler der Hochschule führen Gespräche um das Patentzentrum zu retten. Ihre Kritik: „Wenn man Firmen und Existensgründer ansiedeln und halten will, braucht man das Patentzentrum.“
Zwar ist bislang die Hochschule in die Bresche gesprungen, und stellt nun neben den Räumen auch noch die Gehälter für die drei Mitarbeiter. „Aber eigentlich ist das doch nicht unsere Aufgabe“, stellt Sprecher Uwe Berlin klar: Wirtschaftsressort und Land Bremen müssten doch ein ureigenes Interesse daran haben, das Zentrum für die hiesigen Unternehmen zu halten. Hat es im Prinzip auch. Nur Geld hat das Wirtschaftsressort eben nicht, oder nicht mehr. „Wir wissen, das ist eine umstrittene Entscheidung“, gesteht Andreas Jacobsen, Sprecher in Hattigs Behörde. Konsumptive Ausgaben aber müssten hinterfragt werden. „Und irgendwo müssen wir ja anfangen mit dem Kürzen.“ Das Patentzentrum, dessen Informationen ohnehin im Internet abrufbar sind, kam da gerade recht.
Nur: Ohne kompetente Betreuung nützen die Infos aus dem Netz in der Regel wenig. „Die Ressourcen allein reichen einfach nicht“, erklärt Zentrumsleiter Ries. Bei zwei Dritteln aller Informationssuchen-den muss er korrigierend eingreifen, weil so eine Idee vielleicht nicht umsetzbar ist, oder weil es die Idee schon gab. Patentfähig sind nur funktionstüchtige Welt-Neuheiten.
Für Firmen, die Patente entwicklen, können solche Informations-defizite schnell ins Geld gehen. Rund 1.000 Mark kostet allein die Anmeldung. Müssen noch Prototypen in Auftrag gegeben werden, können schon mal 10.000 Mark auf dem Spiel stehen. „Solche Investitionen müssen mit Informationen abgesichert sein, sonst sind die schnell in den Sand gesetzt“, weiß Ries. Just für die Klein- und Mittelindustrie, die gerade der Wirtschaftssenator als innovative Unternehmen im Blick haben müsste, sind die Patentzentren interessant: Sie haben keine eigene Patentabteilung und müssen für die Recherchehilfe im Zentrum nicht viel zahlen. Der Weg zu den nächsten Zentren in Hamburg und Hannover ist dagegen mehr als ein Tagesausflug. Und gibt man dort die Recherche in Auftrag, ist man schnell wieder einen Tausender los.
Not amused ist auch das Bundeswirtschaftsministerium. Dort hat man bis 1994 die Zentren mit hohem Mitteleinsatz gefördert – „mit der Vorraussetzung, dass die aufrecht erhalten werden“, so Sprecherin Regina Wierig. Jetzt fordert man vom Bremer Senat, dass das bestehende Zentrum in den Aufbau der Patentverwertung an den Hochschulen intergriert wird, wofür es reichlich UMTS-Mittel gab.
Noch sind die Würfel nicht gefallen. „Wir sind gesprächsbereit“, signalisiert das Wirtschaftsressort. Für die Handelskammer wäre das die Chance, das Bremer Patentzentrum ganz groß zu denken: Geschäftsführer Jens Schröder möchte das Zentrum wirtschaftsfreundlicher organisieren. Mit neuen Räumen, neuen Dienstleistungsangeboten, besserem Marketing. Das kostet zwar mehr, „aber das bringt auch was ein“.
Dorothee Krumpipe
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