: Gelungenes Debüt für Union
Nach dem Unentschieden gegen den finnischen Meister Haka Valkeakoski im Uefa-Cup träumt Union Berlin von der zweiten Runde. Die fände nicht in der „Alten Försterei“ statt. Präsident Bertram kritisiert schlechte „Sportstättensituation“ in Berlin
von FRANK THOMAS
Torhüter Sven Beuckert machte schon Scherze über den nächsten Gegner, doch für die meisten Spieler von „Eisern“ Union ist der Einzug in Runde zwei des Uefa-Cups noch lange nicht perfekt. „Wir müssen jetzt in Berlin den Sack erst mal zubinden. Aber wenn wir nun die zweite Runde nicht erreichen, dann haben wir es auch nicht verdient“, meinte Mittelfeldregisseur Hristo Koilow nach dem 1:1 des Zweitligisten 1. FC Union Berlin beim finnischen Meister Haka Valkeakoski am Donnerstagabend.
Durchweg zufrieden waren die Köpenicker mit ihrem Europacup-Debüt, auch wenn Kapitän Steffen Menze noch krittelte: „Wenn das ein Punktspiel gewesen wäre, dürften wir nicht zufrieden sein, denn der Sieg war drin. So aber haben wir nun eine blendende Ausgangsposition für das zweite, entscheidende Spiel.“
Einziger Wermutstropfen in der Freude war der Gedanke an das Rückspiel am 27. September, in dem der Ostberliner Kultclub nun erstmals seine gewohnte Heimstatt, die „Alte Försterei“, verlassen muss, die wegen mangelnder Sitzplatzkapazität von der Uefa für Spiele im Europacup nicht zugelassen ist.
„Eigentlich ist das für uns gar kein richtiges Heimspiel“, brachte Sreto Ristic die Gefühle der Unioner auf den Punkt, denen beim Einzug in Runde zwei eine Prämie von 15.000 Mark pro Kopf winkt. Mit dem ersten Treffer in seinem siebten Europacupspiel hatte der Jugoslawe in der 70. Minute bereits fast das Ticket für das Weiterkommen gelöst. Gespielt wird am Donnerstag im Jahnsportpark, genau jener Stätte, in der zu DDR-Zeiten der verhasste Lokalrivale und Stasi-Verein BFC Dynamo seine Partien austrug.
Schon bei der jüngsten Mitgliederversammlung hatten einige Union-Fans angekündigt, dieses Stadion aus Prinzip nie zu betreten.
„Die Berliner Sportstättensituation ist tatsächlich eine Katastrophe. Es gibt aber derzeit keinen anderen Weg“, fügt sich hingegen Präsident Heiner Bertram in das Unvermeidliche und versucht, das beste aus der Situation zu machen. „Das Stadion liegt sehr zentral, und mit der Direkt-Übertragung aus Finnland haben wir viel Werbung für Union gemacht. Ich hoffe, dass jetzt auch Fans aus dem Westteil neugierig auf uns geworden sind“, so Bertram.
Der Chef darf auch aus finanziellen Gründen frohlocken: Die TV-Rechte sind für Runde zwei schon mit dem Vermarkter UFA abgeklärt und würden eine weitere Million Mark in die nach dem Aktienabsturz von Sponsor Kinowelt leeren Kassen spülen.
Der Einzige, der sich nach dem Match beim finnischen Champion etwas unwohl fühlte, war Manndecker Daniel Ernemann, der den Elfmeter in der 13. Minute verschuldete. Dieser hatte im Nachschuss durch Ville Väisänen zur unverdienten Führung von Haka geführt. „Ich war völlig von denSocken, als der Pfiff des Schiedsrichters ertönte. Kovacs hatte mich schließlich zuerst festgehalten“, so Ernemann. Valkeakoskis britischer Trainer Keith Armstrong bestätigte, das der Elfer nicht ganz rechtens war: „Darüber lässt sich streiten. Aber wir mussten nehmen, was wir kriegen konnten, denn aus dem Spiel heraus hätten wir kein Tor erzielt.“ Die Berliner erwiesen sich als starker und zugleich unerschrockener Gegner der Finnen, die bereits Erfahrung im internationalen Geschäft besaßen. Mit fortwährender Spieldauer wurde Union immer überlegener, allerdings reichte es nicht für den Sieg.
Das einfachste Rezept für das Rückspiel hat sich Sven Beuckert, der den Elfmeter von Waleri Popowitsch zunächst glänzend pariert hatte, zurechtgelegt. „Ich brauche doch einfach nur keinen Ball durchzulassen. Dann sind wir in Runde zwei.“ Und der sächsische Schelm fügte hinzu: „Als Gegner wäre uns dann HJK Helsinki am liebsten. Den Weg zumindest kennen wir jetzt schon.“
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