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Van Gogh zum Röntgen geschickt

Der Kunst-Radiologe trägt einen blauen Kittel. Aus Hamburg ist der Mann vom TÜV mit seinem Röntgengerät angereist, das wie ein Rasenmäher aussieht. Normalerweise ist er gar kein Kunst-Radiologe, sondern röntgt Schweißnähte. Da ist Van Gogh mal was anderes. Aus dem „Mohnfeld“ von 1889 werden sechs Röntgenbilder im DIN-A3-Format gemacht, anschließend an einer Wäscheleine aufgehängt und von Barbara Wiemers, Restauratorin an der Kunsthalle, gedeutet. Sie war mit dem „Mohnfeld“ zusammen 1986 schon in New York, und sagt, dass das Gemälde stets ein Sorgenkind gewesen sei, „weil es irgendwann gerollt worden ist.“ Die Radiographiedes Sorgenkindes kann aufklären, wie das Gemälde ursprünglich einmal ausgesehen hat. Denn der Maler hat seine Bilder oft nach Monaten wieder überarbeitet. Wiemers deutet auf eine dunkle Stelle des Röntgenbildes und sagt: „Dieser Fleck ist die eigentliche Überrraschung.“ Dort wurde die erste Malschicht abgerissen. Zuggeben: eine eherbakademische Überrraschung. Bei anderen Bildern allerdings, die geröngt wurden, ist vorstellbar, dass sie in ihren Urzustand zurückversetzt werden. Etwa bei einer Renaissance-Darstellung Johannes des Täufers. Wenn sich herausstellen sollte, dass der Heiligenschein auf dem Haupt des Johannes etwa erst im 19. übermalt worden ist, dann „könnte man ihn freilegen“, sagt Wiemers. Dank Röntgenbild könnte Johannes wieder in heiligem Glanze erstrahlen. Andreas Trabusch

Foto: Alexander Steffens

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