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Bin Ladens Stellvertreter steht bereit

Der Ägypter al-Zawahiri soll ein enger Vertrauter Bin Ladens sein und in dessen Netzwerk an zweiter Stelle stehen

KAIRO dpa/taz ■ Eiman al-Zawahiri steht auf der Liste der zehn meistgesuchten Terroristen Ägyptens. Der 50-Jährige, der früher als Chirurg arbeitete, wird in seinem Land als Drahtzieher mehrerer Attentate und versuchter Anschläge gegen liberale Intellektuelle und hochrangige Politiker verdächtigt. Inzwischen, so vermuten arabische Experten, ist er im Terror-Netzwerk von Ussama Bin Laden die Nummer zwei. Genau wie der saudische Millionär passt auch Zawahiri nicht in das Klischeebild vom frustrierten Fanatiker aus dem Armenviertel. Ganz im Gegenteil: „Der Doktor“ gilt als hoch intelligent und entstammt einer sehr angesehenen Familie aus dem ägyptischen Delta. Sein Großvater war einst Imam der Kairoer Al-Azhar-Moschee.

Zawahiri, der eine Brille trägt und auf neueren Fotos mit Bart und Turban zu sehen ist, leitet den militantesten Zweig der ägyptischen Terrororganisation „Dschihad“ (Heiliger Krieg) im Exil. Ein anderer Flügel der Gruppe in Ägypten schwor vor eineinhalb Jahren dem Terror ab. Der ursprüngliche „Dschihad“ ist für die Ermordung von Präsident Anwar as-Sadat 1981 verantwortlich. Nach dem harten Durchgreifen der ägyptischen Sicherheitskräfte gegen Islamisten in den 90er-Jahren ist die Gruppe um Zawahiri stark zusammengeschrumpft. Gegen den Doktor liegt in seiner Heimat ein Todesurteil vor. 1998 schloss sich Zawahiri, der ursprünglich Mitglied der gemäßigteren Muslimbruderschaft war und vor seinem Abtauchen in den Untergrund mehrere Bücher über den politischen Islam verfasst hatte, der Gruppe von Bin Laden an, die sich dem internationalen „heiligen Krieg“ gegen „die USA und alle Ungläubigen“ verschrieben hat.

Dies bedeutet nach Ansicht des Kairoer Islamismus-Experten Diaa Raschwan eine Abkehr von seiner ursprünglichen Strategie eines islamischen Umsturzes in Ägypten. „Zawahiri berief sich früher immer auf Mohammed Abdelsalam Farrag, dessen Devise lautete, der am nächsten stehende Feind müsse zuerst bekämpft werden, bevor man sich dem entferntesten Feind zuwenden könne“.

Für die Ziele der Gruppe von Bin Laden kann der Ägypter nach Ansicht des Politologen auf verschiedene Art und Weise nützlich sein. „Er hat mehr Erfahrungen mit Terroranschlägen und ist intelligenter als Ussama Bin Laden“, meint Raschwan vom Al-Ahram-Zentrum für strategische Studien.

Die ägyptischen Behörden sind davon überzeugt, dass sich Zawahiri in den vergangenen drei Jahren zusammen mit Ussama Bin Laden in Afghanistan aufgehalten hat. Raschwan glaubt allerdings nicht, dass Bin Laden und Zawahiri hinter den Anschlägen von New York und Washington stecken. „Es wäre untypisch für diese Leute, sich nicht in irgendeiner Form zu ihren Taten zu bekennen.“

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