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Afghanistan wird eingekreist

Das Taliban-Regime in Afghanistan wird von US-Kampfverbänden umzingelt: US-Truppen offenbar auch in ehemaligen Sowjet-Republiken willkommen. Die internationale Anti-Terror-Allianz wächst. USA entlasten Pakistan vom Schuldendienst

BERLIN taz/dpa/rtr/ap/afp ■ Das radikalislamische Taliban-Regime in Afghanistan wird von US-amerikanischen Truppen und Kampfflugzeugverbänden langsam von allen Seiten eingekreist und immer mehr Staaten bekunden ihre Unterstützung für das von den USA aufgerufene internationale Bündnis gegen den Terrorismus.

Trotz offizieller Dementis der Regierungen Tadschikistans und Usbekistans berichteten russische und US-Medien gestern übereinstimmend über die Verlegung von US-Einheiten in die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken. Dort seien sowohl Bodentruppen als auch Transportflugzeuge eingetroffen. An den Persischen Golf wurden bereits in der vergangenen Woche Kampfflieger verlegt. Mehrere Flugzeugträger sind auf dem Weg in die Region.

Unterdessen trafen in Pakistan US-amerikanische Militärberater ein, um die Regierung in Islamabad über die US-Pläne für einen Militärschlag zu informieren. Am Sonntag hatte die pakistanische Regierung mitgeteilt, die Verhandlungen mit den USA über eine Stationierung von US-Truppen seien noch im Gange. Ein Sekretär von Präsident Pervez Musharraf sagte: „In der Zusammenarbeit mit den USA können wir mäßigend wirken und sicherstellen, dass es keine zivilen Opfer geben wird.“

Während Pakistan den USA die volle Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zusichert, entlastet die USA Pakistan vom Schuldendienst, den das Land gegenüber den Vereinigten Staaten zu leisten hat. Beide Länder unterzeichneten gestern ein Umschuldungsabkommen im Volumen von 379 Millionen Dollar (umgerechnet 806 Millionen Mark). Das Abkommen setzt die Rückzahlung von Schulden für einen Zeitraum von drei bis zehn Jahren aus, auch die Frist für die endgültige Tilgung der Schulden wurde verlängert.

Unterdessen bekunden immer mehr Staaten ihre Bereitschaft, dem internationalen Anti-Terror-Bündnis beizutreten. Die russische Tageszeitung Iswestija berichtete gestern, Präsident Putin habe bei einem Treffen mit seinen wichtigsten Ministern am Samstag „die Möglichkeit eines direkten russischen Engagements“ in dem Konflikt zwischen den USA und Afghanistan diskutiert. Japans Ministerpräsident Koizumi trat gestern eine Reise in die USA an, um US-Präsident George Bush persönlich seine Unterstützung im Kampf gegen den Terror zuzusichern. Selbst Jugoslawien möchte mitmachen. Es sei „ein Paradies für den Terrorismus und das organisierte Verbrechen, aber unser Land tritt der weltweiten Koalition gegen den Terrorismus bei“, so der serbische Vizepremier Nebojša Čović am Sonntag. Čović sagte, er sehe eine Verbindung zwischen den „terroristischen Gruppen“ im Kosovo und dem Netzwerk um Ussama Bin Laden.

Der EU-Beauftragte Javier Solana brach gestern zu einer mehrtägigen Reise in den Nahen Osten auf, um das Bündnis gegen den Terrorismus weiter auszubauen. Dabei will er unter anderem in Pakistan, Iran, Syrien, Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien Gespräche führen.

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