: Warnung vor Anschlägen mit Biowaffen
WHO fordert Wachsamkeit. US-Justizminister: Anschlag mit Chemikalien war geplant. Terroristenhelfer vor US-Gericht
GENF/WASHINGTON dpa/ap ■ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat alle Länder zu Vorbeugemaßnahmen gegen den Bioterrorismus aufgerufen. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass Menschen vorsätzlich mit biologischen oder chemischen Wirkstoffen geschädigt werden“, heißt es in einer am Dienstag in Genf verbreiteten Erklärung von WHO-Generaldirektorin Gro Harlem Brundtland. Genaue Überwachung und koordiniertes Vorgehen seien lebenswichtig. Laut Brundtland sind Experten der Ansicht, dass die Erreger von Anthrax (Milzbrand), Pocken, Pest oder Botulismus (Fleischvergiftung) die wahrscheinlichsten sein könnten.
Unterdessen hat US-Justizminister John Ashcroft bestätigt, dass das FBI Hinweisen über einen möglichen geplanten Chemie- oder Biowaffen-Anschlag der Terroristen nachgeht, die die Anschläge in New York und Washington verübt hatten. Einige der Terroristen hätten sich in Florida für Sprühflugzeuge interessiert, die auf dem Land zum Düngen oder Bekämpfen von Insekten eingesetzt werden.
Aus Furcht vor einem Terroranschlag mit Chemiewaffen waren sämtliche Flüge mit derartigen Maschinen bis gestern gestoppt worden. Nach Angaben Ashcrofts hatte sich unter anderem Mohamed Atta, einer der Attentäter, in Florida nach den Maschinen erkundigt. Das Flugverbot wurde inzwischen wieder aufgehoben, allerdings nicht für Gebiete in der Nähe größerer Städte. Politiker und Wissenschaftler hatten letzte Woche Sorge über die Gefahr eines Anschlags mit chemischen oder Biowaffen geäußert. Das Land sei dagegen nicht ausreichend geschützt.
Nach den Terroranschlägen hat die US-Justiz einen ersten Verdächtigen wegen Unterstützung der Entführer vor Gericht gebracht. Die Behörden erklärten, der Verdächtige Herbert Villalobos habe Abdul Asis al-Omari und Ahmed Saleh al-Bhamdi am 2. August zu einem Anwalt in Virginia begleitet. Er habe den beiden mutmaßlichen Entführern helfen worden, Ausweise dieses US-Staates zu beschaffen. Auf Bildern habe er drei weitere mutmaßliche Flugzeugentführer erkannt, die er nach eigener Aussage im Büro der Kfz-Zulassungsstelle in Arlington getroffen habe. Villalobos wurde angeklagt, weil er für Omari ein Formular unterzeichnete, das ihn als Bürger des Staates Virginia auswies.
Bisher wurden laut US-Justizminister Ashcroft nach den Anschlägen 352 Personen festgenommen. 392 weitere würden noch zur Vernehmung gesucht.
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