noch 95 Tage bis zum euro
: taz-Serie über unser neues Geld

Euro-Kontonummer für billigere Überweisungen

Die Grenzen zwischen Deutschland, Frankreich und den Niederlanden stehen noch, jedenfalls im Geldverkehr. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Bundesbank in einer Erhebung. Die obersten deutschen Banker überwiesen testweise 100 Euro in andere Länder des Euroraumes und wunderten sich über die hohen Preise. Je nach Land und Institut wurden zwischen 1,50 und sage und schreibe 50 Euro an Gebühren in Rechnung gestellt. Kurz darauf warf Tommaso Padoa-Schioppa, Direktor der Europäischen Zentralbank (EZB), Europas Geldbranche vor, ihre Systeme für Auslandsüberweisungen viel zu langsam modernisiert zu haben. Die Kunden müssten dies kurz vor dem Big Bang des Euro immer noch mit teuren Gebühren bezahlen.

Seit langem kritisieren Verbraucherschützer die horrenden Preise für grenzüberschreitende Überweisungen. Doch nach der Kritik von Bundesbank und EZB geloben die Banken jetzt tätige Reue. Die hohen Gebühren entstünden, weil sich die Bank- und Zahlungsverkehrssysteme in den einzelnen Ländern stark unterscheiden, behauptet der Bundesverband deutscher Banken (BdB). „Der Aufwand ist daher hoch“, so ein BdB-Sprecher. Seit Jahren arbeite man an einer Verbesserung. Damit sich endlich Erfolge einstellen, werden in diesem Herbst ein in Europa normiertes Formular („Zahlungsverkehrsvordruck“), eine Euro-Kontonummer und eine europaweite Bankkennzahl eingeführt. Die europäische Kontonummer besteht aus höchstens 22 Stellen. Die ersten beiden sind die Länderkennung („DE“ für Deutschland), es folgen zwei Kontrollziffern sowie die gewohnte Kontonummer plus die ebenfalls vertraute Bankleitzahl. Zusätzlich angegeben werden muss bis auf weiteres die internationale Bankleitzahl BIC, die aus 8 oder 11 Zeichen besteht. Insgesamt umfasst der neue Nummernsalat bis zu 33 Stellen.

Doch während im Großkundengeschäft und im Wertpapierhandel die europäische Integration fortschreitet, müssen sich die Kleinkunden weiterhin gedulden. Erst Ende 2002 soll ein automatisches Clearinghaus in Betrieb gehen, mit dem auch kleinere grenzüberschreitende Euroüberweisungen reibungslos abgewickelt werden können. Erst ab 2003 sollen nach dem Willen der EU-Kommission Auslandsüberweisungen nicht mehr kosten als solche im Inland. Die Banken wehren sich gegen ein solches „Preisdiktat“ der Brüsseler Kommissare. Damit würden nur die verschiedenen nationalen Strukturen zementiert und weiterhin müsste im Zahlungsverkehr an der Grenze „die Lok ausgetauscht“ werden, sagt BdB-Geschäftsführer Manfred Weber.

Tatsächlich kostet im „fortschrittlichen“ Deutschland eine inländische Überweisung höchstens 0,5 Euro, während im zahlungstechnisch eher zurückgebliebenen Frankreich bis zu 4 Euro verlangt werden. HERMANNUS PFEIFFER