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Die Nato bleibt im Startloch

Die Nato-Verteidigungsminister haben gestern getagt und nicht den Bündnisfall ausgerufen. USA legen keine Beweise gegen Bin Laden vor. USA und Pakistan koordinieren Terrorismusbekämpfung. Pakistan gibt USA Erlaubnis zum Bodentruppeneinsatz

BRÜSSEL/ISLAMABAD afp/ap ■ Die Nato-Verteidungsminister haben bei ihrem ersten Treffen seit den Terroranschlägen in den USA ihre Solidarität mit den USA bekräftigt, jedoch noch nicht den Bündnisfall ausgerufen. Dies sei auch nicht Ziel des Treffens gewesen, betonte Nato-Sprecher Yves Brodeur gestern. Anderslautende Informationen seien offenbar „fehlgeleitet“ gewesen.

Der US-Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz informierte laut Brodeur seine Kollegen über die Fortschritte der Ermittlungen seit den Terroranschlägen in New York und Washington. Dabei habe er noch keine Beweise für die Steuerung der Anschläge von außen vorgelegt: „Dies war heute auch nicht die Absicht der USA.“

Wolfowitz habe deutlich gemacht, dass die USA eine „langfristige“ Aktion gegen den internationalen Terrorismus planten, nicht aber „gegen ein Land oder eine Kultur“, so Brodeur. Der US-Politiker habe eine angepasste und flexible Reaktion auf den Terrorismus gefordert.

Laut Artikel 5 des Nato-Vertrags sind die Bündnispartner zu militärischem Beistand verpflichtet, wenn einer von ihnen angegriffen wird. Bereits einen Tag nach den Attentaten hatten die Nato-Partner erklärt, dieser Artikel könne grundsätzlich nach den Anschlägen angewendet werden. Dazu müssten die USA beweisen, dass die Terrorangriffe vom Ausland aus gesteuert wurden. Bisher haben die USA keinen Beistand beantragt.

Unterdessen haben sich Pakistan und die USA grundsätzlich auf wichtige Punkte eines Operationsplans gegen den Terrorismus in der Region geeinigt. Dazu zählen nach Angaben aus ranghohen pakistanischen Regierungskreisen auch Angriffe auf Lager in Afghanistan. Beide Seiten wollten den Einsatz von Bodentruppen bei einem Schlag gegen Afghanistan möglichst gering halten, hieß es gestern in Islamabad. Einige umstrittene Punkte seien aber noch offen. Der Sprecher von Pakistans Außenministerium, Riaz Mohammed Khan, betonte, es gebe keine gemeinsame Operation mit den USA oder auch nur Pläne dafür. Der Kampf gelte nicht Afghanistan und dessen Volk, sondern dem Terrorismus. Pakistan könne sich niemals an feindlichen Aktionen gegen das afghanische Volk beteiligen. „Wir sind uns bewusst, dass das Schicksal beider Völker eng verbunden ist.“

Die Gespräche zwischen Pakistans Regierung und einer US-Delegation hatten am Montag begonnen. Bei dem Treffen seien auch Informationen über den Aufenthaltsort des von den USA als mutmaßlicher Terroristenführer gesuchten Ussama Bin Laden ausgetauscht worden.

Zu den umstrittenen Themen zählten die Frage einer Unterstützung der oppositionellen Nordallianz in Afghanistan, mögliche Aktionen gegen extremistische Gruppen in Pakistan sowie die Notwendigkeit einer Zustimmung der UNO für eine Militäroperation gegen Afghanistan. Einige der Differenzen seien bei einem Gespräch von Mitgliedern der US-Delegation mit Pakistans Militärmachthaber Musharraf am Dienstag ausgeräumt worden, hieß es aus pakistanischen Kreisen. Nähere Details wurden nicht genannt.

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