: USA lassen Nato sitzen
Der Bündnisfall wird bei Nato-Rat nicht festgestellt. Die USA verzichten vorerst auf den militärischen Beistand der Nato. US-Verteidigungsminister warnt: „Antiseptischen Krieg“ wird es nicht geben
WASHINGTON/BRÜSSEL dpa/rtr ■ Die USA haben ihre Verbündeten auch zwei Wochen nach den mörderischen Anschlägen in New York und Washington noch nicht um militärische Unterstützung für einen Schlag gegen den internationalen Terrorismus gebeten. Das sagte Nato-Generalsekretär George Robertson gestern in Brüssel bei einem informellen Treffen der Verteidigungsminister der westlichen Allianz. Der US-Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz erklärte in Brüssel: „Wenn wir die Notwendigkeit einer kollektiven Aktion sehen, werden wir darum bitten, aber wir sehen diese Notwendigkeit im Moment nicht.“
Der belgische Verteidigungsminister André Flahaut sagte, die USA hätten ihren Nato-Partnern signalisiert, sie wollten freie Hand für etwaige Aktionen: „Sie insistieren auf einer gewissen Autonomie und Flexibilität.“
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld warnte unterdessen die Öffentlichkeit vor falschen Erwartungen bei der möglichen Militärkampagne gegen den Terrorismus. Es werde keine Art „D-Day“ geben, sagte Rumsfeld am Dienstag (Ortszeit) in Anspielung auf die Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg in der Normandie. „Das ist nicht etwas, das mit einem bedeutenden Ereignis anfängt oder mit einem bedeutenden Ereignis aufhört“, erklärte der Pentagon-Chef. Rumsfeld warnte, es werde kein „antiseptischer Krieg“ werden: „Es wird schwierig, es wird gefährlich sein.“ Es bestehe die Wahrscheinlichkeit, dass Menschenleben verloren gingen.
Das Pentagon hat inzwischen auch den Code-Namen geändert: Inzwischen laufen die Vorbereitungen unter dem Titel „Operation Enduring Freedom“ (dauerhafte Freiheit). Gegen die vorherige Bezeichnung „Grenzenlose Gerechtigkeit“ hatte es Proteste aus der islamischen Welt gegeben.
Die USA legten gestern in Brüssel auch keine weiteren Beweise dafür vor, dass die Anschläge von außen gesteuert seien, um damit den Bündnisfall voll in Kraft zu setzen. Unter Artikel 5 müsste der Nato-Rat über ein kollektives Vorgehen der Nato entscheiden. Nato-Diplomaten sagten, es sei nur schwer vorstellbar, dass die USA im Nato-Rat etwa mit Island oder Luxemburg über Militärschläge beraten würden.
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