Zukunft liegt auf dem Wasser

■ Werften suchen dringend Fachkräfte. Streit mit der koreanischen Hauptkonkurrenz ist immer noch ungelöst

Eigentlich ist die Situation auf dem Markt genauso dramatisch wie eh und je. Der Streit mit dem Hauptkonkurrenten Südkorea schwelt weiter, die Weltmarktpreise bleiben niedrig – und trotzdem machen die deutschen Werften neuerdings in Optimismus. Statt wie in den vergangenen Jahrzehnten nur immer Arbeitsplätze abzubauen, werden nun sogar dringend Fachkräfte im deutschen Schiffbau gesucht. Das haben die Betriebsräte der Werften der zuständigen IG Metall Küste signalisiert. „Die positive Beschäftigungsentwicklung dauert an“, sagt IG Metall-Bezirksleiter Frank Teichmüller dazu.

Die Gewerkschaft hat wie jedes Jahr bei ihren Leuten in den Betrieben herumgefragt, wie Stimmung und Perspektive auf den Werften eingeschätzt werden – das Ergebnis präsentierte Teichmüller gestern in Hamburg. Der Mangel an Fachkräften sei mittlerweile zu einem ernsten Problem für den deutschen Schiffbau geworden, fasste der IG Metall-Chef die Ergebnisse zusammen: Bereits jetzt sind die Werften fürs kommenden Jahr bis zu 80 Prozent ausgelastet – und das trotz der asiatischen Konkurrenz. 16.174 Menschen arbeiten zurzeit auf den Werften, das sind 414 mehr als im Vorjahr.

Ob das aber so weitergeht, konnte auch Teichmüller, der die Untersuchung gemeinsam mit der Universität Bremen hat durchführen lassen, nicht sagen. Er befürchtet, dass es bei einem Abschwung der allgemeinen Konjunktur auch mit dem Schiffbau wieder abwärts geht. Denn im Hintergrund wartet immer noch der dicke Brocken Südkorea – der Konkurrent, der mit Billigpreisen einen Auftrag nach dem anderen an Land zieht. Die Europäische Union, die Teichmüller erneut aufforderte, Druck auf das asiatische Land auszuüben, ist untereinander nach wie vor zerstritten. Bereits im Mai wollte man Südkorea an sich wegen unlauteren Wettbewerbes vor der Welthandelsorganisation verklagen. Doch passiert ist bis heute nichts, und auch gestern scheiterte ein Versuch der 15 EU-Botschafter in Brüssel, sich auf einen gemeinsamen Wortlaut zu einigen.

Die Außenminister der EU werden sich am 8. Oktober mit dem Thema befassen. Und solange sich die Europäer nicht einig sind, kann Südkorea nach wie vor bis zu 40 Prozent unter den kalkulierten Baukosten anbieten. aha