: Rechte Partymusik
■ Polizei löst illegales Skinhead-Konzert in Tostedt auf. Viele Rechtsextreme konnten aber vorher unerkannt entkommen
Mehrere hundert Polizisten haben am späten Samstagabend ein illegales Skinhead-Konzert in Tostedt (Landkreis Harburg) aufgelöst. Das als Diskoveranstaltung anlässlich des „Töster Marktes“ getarnte Treffen war von den bekannten Rechtsextremen Maik Stöver aus Tostedt und Sascha Bothe aus Hannover über die Strukturen des Ende 2000 verbotenen Musik- und Terror-Netzwerkes „Blood & Honour“ (B&H) vorbereitet und angemeldet worden.
Rund 500 Naziskins und „Freie Nationalisten“ waren aus dem gesamten Bundesgebiet in die niedersächsische Kleinstadt gereist und versammelten sich gegen 19 Uhr in der Schützenhalle. Weil sie Hinweise auf ein Naziskinhead-Konzert erhalten hatte, überprüfte die Polizei die Halle, die ein privater Pächter betreut. „Die Beamten konnten aber nichts Auffälliges feststellen“, erklärte ein Polizeipressesprecher des Kommissariats Buchholz. Musik und Anlage seien „normal“ gewesen. So konnten dann ab 20 Uhr drei Nazi-Bands unbehelligt ihre Fans begeistern.
Vor allem gefiel den Neonazis die amerikanische Band „Youngland“. Die seit gut einem Jahr bestehende Band tritt regelmäßig bei illegalen Konzerten in Deutschland auf und wird vom B&H-Netzwerk betreut. Promotet wird sie auch vom amerikanischen Neonazi-Label „Resistance records“. Dieses lobt Younglands Kombination von Rock-a-Billy und Hardcore mit klarer Message – „Thank God. I'm a white Boy“, „Nigger hatin' me“ – als „beste Partymusik“. Dies fanden auch die Gäste des Netzwerks mit dem programmatischen Titel „Blut und Ehre“, der sich auf das Nürnberger Gesetz „Zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ von 1935 bezieht.
Erst beim Auftritt der dritten und letzten Band schritt die Polizei ein. Da aber erst mehrere Hundertschaften aus Niedersachsen und Hamburg herbeigeholt werden mussten, gelang es nicht vor 23 Uhr, die Veranstaltung durch Räumung der Schützenhalle zu beenden. „Leider konnten vorher etliche Personen das Objekt unerkannt verlassen“, räumt der Gesamteinsatzleiter der Polizei Buchholz ein. Die Einsatzkräfte konnten nur noch bei 141 Personen die Identität feststellen und Platzverweise für die Samtgemeinde Tostedt aussprechen. Ein Mann wurde in Gewahrsam genommen. Bei der Räumung kam es zu Sachbeschädigungen vor und an der Schützenhalle.
Andreas Speit
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