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Swiss Air kollabiert

Schulden, New York, Pilotenstreik: Die Schweizer Fluglinie ist schlicht zahlungsunfähig. Wirtschaftsminister reduziert Wachstumsprognose

BERLIN taz/rtr/dpa ■ Nach den Angriffen auf die USA steht jetzt ein erster europäischer Konzern vor dem Aus. Die renommierte Schweizer Fluglinie Swissair kann offenbar ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, was den Konkurs von Teilen der Unternehmensgruppe bedeuten würde. Die Fluggesellschaft war seit langem in Schwierigkeiten, doch die Umsatzeinbrüche nach der Zerstörung des World Trade Centers gaben ihr den Rest.

Swissair-Chef Mario Corti hat eingeräumt, dass er die Oktober-Löhne wegen des Liquiditätsengpasses nicht mehr garantieren kann. Die Schulden der Swissair-Holding werden auf 17 Milliarden Schweizer Franken (rund 12 Milliarden Euro) geschätzt. Allein durch die Ausfälle seit den Attentaten in den USA am 11. September sollen 65 Millionen Franken in der Kasse fehlen. Die von der Credit Suisse First Boston, der Deutschen Bank und der City Bank in Aussicht gestellte Kreditlinie von einer Milliarde Franken stehe wegen der unsicheren Geschäftslage nicht zur Verfügung, sagte Corti. Eine heute fällige Zahlung von 200 Millionen Franken an ihre ebenfalls defizitäre Tochter Sabena in Belgien kann die Swissair nicht mehr leisten, weil die Großbank UBS die Überweisung verweigert.

Das Wochenende über gab es Krisensitzungen zur Rettung der Luftgesellschaft mit 72.000 Beschäftigten weltweit. „Ohne Staatshilfe können wir das nicht bewältigen“, sagte Swissair-Sprecher Rainer Meier. Gestern fanden Gespräche mit der Schweizer Regierung statt, die mit drei Prozent an der Airline beteiligt ist. Die Gespräche mit dem Bundesrat seien nötig, weil die Folgekosten aus den Anschlägen in den USA sich in den nächsten zwei Jahren auf mehrere Milliarden Franken beliefen, so Meier. Aus Belgien hat Swissair keine Hilfe zu erwarten. Dort streiken die Piloten, um gegen Personalkürzungen zu protestieren. Ein Drittel der Flüge und entsprechender Umsatz fielen aus.

Derweil hat in Deutschland Bundeswirtschaftsminister Werner Müller die Wachstumsprognose für 2001 auf 1 bis 1,5 Prozent reduziert. Müller – bekanntermaßen unwillig, die schlechteren Aussichten zur Kenntnis zu nehmen – ist sich allerdings nicht sicher, ob die neuen Zahlen lange halten. Der Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, Henry Paulson, rechnet frühestens Ende 2002 mit einem Aufschwung in den Vereinigten Staaten. Wegen der Anschläge werde die wirtschaftliche Erholgung länger auf sich warten lassen. Als Konsequenz fordert der Chefökonom der Deutschen Bank, Norbert Walter, die Leitzinsen in Europa schneller zu senken. HANNES KOCH

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