: Tag der Einheit
Der 3. Oktober wird ein Tag der Proteste werden: Ein breites Bündnis demonstriert gegen einen NPD-Aufzug auf dem Berliner Ku’damm
BERLIN dpa ■ Der „Tag der Deutschen Einheit“ in Berlin wird morgen mehr von Demonstrationen und Protesten als von Feiern bestimmt sein. Die rechtsextremistische NPD hat zu einem Aufmarsch über den Kurfürstendamm aufgerufen. Dagegen protestiert mit der Initiative „Europa ohne Rassismus“ ein breites gesellschaftliches Bündnis von Gewerkschaften, Kirchen und Parteien, das bis zu 5.000 Teilnehmer erwartet.
Mehr als 60 Prominente und Politiker unterstützen den Aufruf der Berliner Initiative „Europa ohne Rassismus“. In einer bisher einzigartigen Aktion wollen 300 Geschäfte am Kurfürstendamm ihre Schaufenster während des NPD-Aufzugs verhüllen. „Wir tun, was wir können, und das ist, der Straße für einige Stunden den Glanz zu nehmen“, sagte der Geschäftsführer des Berliner Einzelhandelsverbandes, Nils Busch-Petersen.
Die Versammlungsbehörde untersagte der NPD die geplante Route zum Bahnhof Zoo. Der Aufzug soll jetzt bis zur Uhlandstraße und von dort zum S-Bahnhof Savignyplatz führen. Eine Ansprache des NPD-Anwalts Horst Mahler wurde verboten, da Mahler die Anschläge in den USA öffentlich begrüßt hatte.
Die Gegenkundgebung steht unter dem Motto „Für ein friedliches Zusammenleben in Europa – Gegen nationalen Größenwahn“. Der DGB-Landesvorsitzende Dieter Scholz betonte, das von der NPD gewählte Motto „Deutschland ist mehr als die Bundesrepublik“ sei eine „unerträgliche Provokation“, gegen die ein Zeichen gesetzt werde. Um 13 Uhr ist eine Kundgebung auf dem Wittenbergplatz geplant. Außerdem haben linke Gruppen nach Polizeiangaben mehrere kleinere Gegendemos angemeldet, eine davon führt an der US-Botschaft vorbei.
Das sonst übliche „Deutschlands Fest“ wird unter dem Eindruck der Terroranschläge in den USA nicht so opulent ausfallen wie die Jahre zuvor. Ein großes Feuerwerk wurde abgesagt. Neu geplant wurde ein Solidaritätskonzert „Gemeinsam gegen Terror“ am Brandenburger Tor mit Udo Jürgens, den Prinzen und Uwe Ochsenknecht. Die Bundesländer präsentieren sich mit Ständen am Brandenburger Tor. Auf zwei Bühnen sollen auch Gesprächsrunden zu den Ereignissen in den USA stattfinden.
Erstmals feiern die Kirchen an diesem Tag einen ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom. Die zentrale Einheitsfeier findet mit Bundespräsident Johannes Rau und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sowie den Ministerpräsidenten der Länder in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz statt. Am Vorabend geben die Berliner Symphoniker ein Open-Air-Konzert.
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