: Liebe, Action und Massentanzszenen
■ Große Bollywood-Filmnacht: Drei Spielfilme, ein Vortrag und zwei Dokus, indisches Essen und Disko mit DJ Mahmut Canbay im Museum für Völkerkunde
Essen, Trinken, Gesang und Tanz, auch mal mit Elefantenherde choreografiert, Lieben und Heiraten, wobei die Braut meist nicht ohne Vergangenheit ist, und opulente Farben, all das ist Bollywood. Im Zentrum der oft dreistündigen Filme stehen die Stars, und noch deren beiläufigster Augenaufschlag ist wichtiger als die Story. 80 Prozent des Budgets werden daher auch für die Darsteller ausgegeben.
In der indischen Filmmetropole entstehen, vorwiegend für den inländischen Markt, im Jahr rund 900 Filme. Die Mafia finanziert und kassiert ordentlich mit, doch mit einer Verzehnfachung der Auslandsumsätze in der letzten Dekade hat sie zunehmend an Einfluss verloren – zugunsten dessen, so steht zu befürchten, von ausländischen Inves-toren.
Das Museum für Völkerkunde, wie immer um Vermittlung bemüht, hat für seinen Bollywood gewidmeten Abend drei Filme ausgesucht, die den hiesigen Sehgewohnheiten bereits ein gutes Stück entgegenkommen. Taal (1999) – eine Romeo-und-Julia'eske Liebesgeschichte – war nicht nur in Indien, sondern auch in den USA und Großbritannien bereits ein Kassenschlager. Dilwale Dulhania la Jayenge (1994) spielt teilweise in London, und Bombay (1994) ist einer der wenigen, noch zudem erfolgreichen, Streifen, die sich mit dem Verhältnis zwischen Hindus und Muslimen auch eines politischen Stoffs annimmt.
Die Dokumentarfilme Heiße Tränen in Bollywood (1999) und Bollywood im Alpenrausch (2000) geben die nötigen Hintergrundinformationen. Letzterer übrigens berichtet davon, dass und wie die berauschenden Tanzszenen vor Bergkulisse inzwischen – der Unruhen in Kaschmir wegen – im Berner Oberland gedreht werden. Und über den wirtschaftlichen Aufschwung, den die schweizer Re-gion dadurch erlebt, werden sicherlich bald die ersten Dissertationen in der Disziplin Postcolonial Studies geschrieben.
Christiane Müller-Lobeck
Sa, ab 19 Uhr, Museum für Völkerkunde (Taal: 20.15 Uhr; Bombay: 22.30 Uhr; Dilwale Dulhania le Jayenge: 23.45 Uhr; Bollywood im Alpenrausch: 20.15 Uhr; Heiße Tränen in Bollywood: 21.15 Uhr)
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