: „Kursk“ befindet sich auf Heimatkurs
Das russische Atom-U-Boot „Kursk“ ist gehoben worden. Dockschiff schleppt es durch Barentssee in Militärhafen
MOSKAU/MURMANSK dpa/afp ■ Das russische Atom-U-Boot „Kursk“ ist gestern mehr als ein Jahr nach seinem Untergang gehoben worden. Experten sprachen von einer technischen Meisterleistung. Angesichts eines befürchteten Sturms über der Barentssee im Polarmeer gingen die niederländischen Bergungsfirmen ein erhöhtes Risiko ein und ließen das Bergungsschiff „Giant-4“ die „Kursk“ bereits Richtung Küste schleppen, bevor das riesige Wrack sicher unter dem Schiffskiel vertäut war.
Der russische Präsident Wladimir Putin zeigte sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Hebung der gesunkenen „Kursk“. „Die Situation um die ‚Kursk‘ entwickelt sich nicht schlecht“, sagte er gestern in Moskau nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass.
Von allen an der Operation beteiligten Schiffen wurden Kränze für die 118 beim Untergang der „Kursk“ am 12. August 2000 getöteten Matrosen ins Meer geworfen, als sich der Schleppzug in Bewegung setzte. Zu diesem Zeitpunkt hing das havarierte U-Boot noch etwa 40 Meter unter dem Kiel der „Giant-4“ und wurde an 26 Stahlkabeln, die Taucher in den vergangenen Wochen an dem Wrack befestigt hatten, weiter hochgezogen. Sie hievten zunächst das Heck und dann den Bug aus dem lehmigen Meeresgrund in 108 Meter Tiefe. Jedes der Kabel wiegt nach Angaben eines Sprechers des mit den Arbeiten beauftragten Spezialunternehmens Smits 22 Tonnen. Die gesamte Hebeaktion dauerte zehn bis zwölf Stunden.
Der abgetrennte Bugbereich, in dem weiterhin scharfe Torpedos vermutet werden, soll noch mindestens bis ins kommende Jahr auf dem Meeresboden bleiben.
Nach dem Festmachen des Wracks unter der „Giant-4“ sollte ein Netz über die Schnittstelle am vorderen Ende gespannt werden, damit auf der etwa zweitägigen Fahrt in die geheime Marinebasis Rosljakowo bei Murmansk keine Teile verloren gehen.
Das Bergungsschiff sucht nach Angaben der Bergungsfirma Mammoet einen Kurs, bei dem es möglichst wenig dem Seegang ausgesetzt ist.
In Rosoljakowo sollen in einem Dock die Leichen der toten Seeleute geborgen werden, außerdem soll weiter nach der Unglücksursache geforscht werden.
Nach dem Untergang der „Kursk“ konnten bisher lediglich 12 Tote geborgen werden. Die Leichen der anderen 106 Seeleute sind vermutlich noch in dem Wrack eingeschlossen. Russische Experten gehen inoffiziell davon aus, dass ein defekter Torpedo bei einem Manöverschießen bereits im Abschussrohr der „Kursk“ detonierte und das U-Boot untergehen ließ.
Ursprünglich hatte die „Kursk“ bereits Mitte September geborgen werden sollen. Wegen schlechter Witterung mussten die Arbeiten jedoch mehrfach unterbrochen werden.
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