: Tendenz: Weniger Sparen, mehr Anlegen
In einer Kurzanalyse untersuchte die BHF-Bank das Anlageverhalten der privaten Haushalte der letzten Jahre
Im Spar- und Anlageverhalten bildeten sich nach Angaben der Frankfurter BHF-Bank in den letzten zehn Jahren „einige markante Trends“ heraus: Im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen wurde demzufolge deutlich weniger gespart. Die Sparquote sei von über zwölf Prozent Anfang der 90er Jahre auf 9,8 Prozent zurückgegangen. Allerdings ließen die Haushalte ihr Geld seitdem offenbar nicht unterm Kopfkissen schlummern, sondern legten es viel mehr weit Gewinn bringender an. „Das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg zwischen 1991 und 2000 von 3,9 auf 7,1 Billionen Mark“, heißt es in dem Papier.
Klassische Bankeinlagen wie Spar- und Termingelder hätten tendenziell an Gewicht verloren. Im Jahr 2000 seien hier sogar „erstmals Gelder abgezogen“ worden. Der Anteil der Bankeinlagen am Geldvermögen sei demnach in der letzten Dekade von 45 auf 34 Prozent gesunken. Der Anteil der Wertpapieranlagen seien von 28 auf 37 Prozent privaten Geldvermögens gestiegen. Insofern gab es also auch eine Veränderung in der Risikobereitschaft: „Denn auch ein perfekt diversifiziertes Vermögen reduziert lediglich die Risiken der Wertpapieranlage gegenüber der quasi risikofreien Bankeinlage“, so die BHF.
Mit diesem Wandel im Anlageverhalten einher geht auch eine „massive Strukturveränderung im Bankensektor“. Mit der Abwanderung der Spargroschen von den Banken zu Investmentgesellschaften „sinkt die relative Bedeutung der Banken in ihrer Funktion als Kapitalsammelstelle“ – und damit auch die Bedeutung der Banken innerhalb des Finanzsektors insgesamt. Tatsächlich sei zu beobachten, so die Untersuchung, dass „der Anteil der Bankenaktiva am Vermögen des gesamten Finanzsektors während der 90er Jahre markant zurückgegangen ist“, wobei dieser Anteil zuletzt „noch rund ein Drittel betrug“. Im Gegenzug gewannen Investmentfonds und Versicherungen an Gewicht.
Allerdings beobachtet man durch die Verlagerung derzeit noch „keinen wirklichen Bedeutungsverlust der Banken“, da die Kapitalanlagegesellschaften zumeist „eng mit den Banken verflochten“ seien. Für die größeren Unternehmen hätte sich der Rahmen eines direkten Zugangs zu den Kapitalmärkten „zwar deutlich verbessert“. Eine massive Abnahme der Kreditvergabe an die überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen in Deutschland aber „ist bislang kaum zu beobachten und auch künftig nicht zu erwarten“. ALO
Weitere Infos unter www.bhf-bank.com
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