: kurzinterview
„Emotion steckt an“
taz: Herr Banse, jeder einsame Koffer ruft derzeit Angst hervor. Wie soll die Polizei mit Anrufen besorgter Bürgern umgehen?
Rainer Banse: Die Behörden haben wenig Spielraum. Natürlich müssen sie jeden Alarm ernst nehmen und von einer echten Bedrohung ausgehen. Auch wenn die reale Lage gar nicht so dramatisch ist.
Die diffuse Angst vor Terroranschlägen scheint sich auf immer mehr Menschen zu übertragen.
Emotionen wirken tatsächlich ansteckend. Hat ein Mensch Angst, deutet das auf eine Gefahr hin. Sind viele ängstlich, steigt die Wahrscheinlichkeit der Gefahr. Panik war vor tausenden von Jahren sinnvoll, sie ermöglichte die schnelle Flucht.
Nach der BSE-Krise haben die Menschen nach kurzer Zeit wieder Rinderkoteletts gegessen.
Der Fachausdruck hierfür lautet habituieren. Menschen gewöhnen sich schnell an bedrohliche Situationen. Raucher vergegenwärtigen sich auch nicht bei jeder Zigarette ihr Krebsrisiko.
Also bloße Verdrängung?
Nicht nur. Man kann eine Bedrohung auch rationalisieren, sich also sagen: Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass ausgerechnet mir was passiert. Manche Menschen verleugnen die Existenz des Problems. Oder sie sprechen einfach mit anderen darüber. INTERVIEW: US
Rainer Banse ist Sozial- und Persönlichkeitspsychologe an der Humboldt-Uni
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