: Linke Romantik
■ Neues Glas aus alten Scherben stellen ihr neues Album „Rebellendisco“ vor
Bislang galten sie als eine der besseren Cover-Bands von Ton Steine Scherben – damit dürfte jetzt Schluss sein. Denn Neues Glas aus alten Scherben legen mit ihrer gerade veröffentlichten zweiten CD überwiegend neue und eigene Songs vor. Rebellendisco heißt das Album, und Sänger Michael Kiessling definiert Titel und Anspruch der Band als „Romantische Rebellion gegen Lustfeindlichkeit und erdrückenden Alltag.“
Musikalisch ist Rebellendisco prima gelungen und fest im Rock verwurzelt. Schlömers Gitarre gibt den Sound vor, Keyboarder Jörg Mischke sorgt für Volumen. Jochen Hansen am Bass und die immer wieder mal an Sambarhythmen erinnernden Drums von Funky sorgen für Druck und Erdung.
Mit dem selbst gewählten Bezug auf die Scherben hatten sich Neues Glas eine hohe Messlatte gelegt. Darf man das? Scherben neu machen? Und das als romantische Rebellion auf der Tanzfläche statt Klassenkampf auf der Straße? Stimmen diese Bilder überhaupt? Diejenigen, für die die Scherben vor allem eine musizierende Klassenkampf-Truppe waren, dürften von Rebellendisco tatsächlich enttäuscht sein. Neues Glas knüpfen an die Scherben-Songs der zweiten Phase (nach dem Umzug von Berlin ins nordfriesische Fresenhagen) an, malen persönliche Empfindungen mit Bildern – und eben nicht als Parolen.
Und vielleicht ist es ja für eine marginalisierte Linke angesichts von Kriegslagen und Globalisierung und allem anderen ganz gut, sich solchen Bildern ein wenig hinzugeben – sei's nur, um Luft zu holen. Dirk Seifert
Freitag, 20 Uhr, Kaiserkeller (Große Freiheit 36)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen