deportation jährt sich: Lieber nicht daran denken
Die Deportation der Juden der Hauptstadt begann in diesen Tagen vor genau 60 Jahren. Doch trotz dieses runden Jahrestages gibt es nur sehr wenige Veranstaltungen, die an dieses schändliche und wichtige Geschehen erinnern.
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Alles bloß Zufall? Andere Gedenktage, die nichts mit der Judenverfolgung zu tun haben, wurden in den vergangenen Jahren stets aufwendig begangen: 10 Jahre Mauerfall, 10 Jahre Wiedervereinigung, 40 Jahre Mauerbau – der Gedenkerei und Feierei in der Stadt war kein Ende. Es liegt deshalb der Verdacht nahe, dass die Gedenkkultur in Berlin nur dann blüht, wenn sie politisch instrumentalisiert werden kann – bei dem Gedenken an den Mauerbau dieses Jahr war dies überdeutlich: Die CDU förderte das Erinnern, wollte sie doch so vor allem Wowereits Kooperation mit den Sozialisten anprangern. Politisch aufgeladen war auch das Gedenken am 9. November 2000: beim Aufstand der „Anständigen“. Warum die derzeitigen Gedenktage kaum Beachtung finden, hat wohl aber noch einen anderen Grund: Die Deportationen fanden keineswegs heimlich statt, sondern in aller Öffentlichkeit. Wer an sie erinnert, muss zugleich das Versagen der „Arier“-Bevölkerung eingestehen, die mit wenigen Ausnahmen lieber wegguckte, als etwas zu tun. Gerade diese Erkenntnis aber machte eine Erinnerung an die Schandtat besonders wichtig.
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