: Unigeschichten
„Campus“, die deutsche Version der angloamerikanischen campus novel, ist eines der erfolgreichsten Bücher der letzten Jahre – mit über sechshunderttausend verkauften Exemplaren. Der Autor, Dietrich Schwanitz, war bis 1997 Professor für englische Literatur und Kultur an der Universität Hamburg, also ein Kenner der englischen Universitätsromane. „Campus“ orientiert sich stark an dem universitären Mikrokosmos Großbritanniens und ist insofern eigentlich eher ein britischer als ein deutscher Roman.
Die Affäre mit seiner Studentin Babsi wird Hanno Hackmann, Professor für Soziologie an der Uni Hamburg, zum Verhängnis. Babsi behauptet, Hackmann habe sie vergewaltigt, und löst damit eine Lawine von Lügen, Verdächtigungen und Intrigen aus, die dem Leser auch noch andere alltägliche Unimiseren enthüllen. 1998 verfilmte Sönke Wortmann den Roman „Campus“ mit hochkarätiger Besetzung: Heiner Lauterbach als unglücklicher Professor, Barbara Rudnik als männerhassende Frauenbeauftragte und Armin Rohde in einer Nebenrolle als Penner.
Lange bevor die Schriftsteller anfingen, in großem Stil Romane zu schreiben, gab es schon Studenten in der Literatur. Da sie mit die eifrigsten Theaterbesucher waren, tauchen sie im Theater der englischen Renaissance auch häufig auf der Bühne auf, allerdings meist ohne Campus und Professoren. Der Berühmteste ist Hamlet, der zu Hause in Dänemark Besuch von Rosenkranz und Güldenstern, seinen Kommilitonen aus Wittenberg, bekommt. Auch hier kommt es gleich zum Skandal. Hamlets Stiefvater beauftragt die beiden mit der Ermordung des dänischen Prinzen.
Shakespeare stellte Studenten auch in seinen Komödien dar, etwa Lucentio aus „The Taming of the Shrew“ („Der Widerspenstigen Zähmung“), den die Schönheit Biancas vom Studium an der berühmten Universität Padua abhält und der dann kurzerhand ihr Hauslehrer in Sachen Liebe wird. JUDITH LUIG
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