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Clement spielt die falsche Karte

BERLIN taz ■ Die ZDF-Intendantenwahl sorgt wieder ungeahnt für Stimmung: Mit dem dreistesten Vorstoß sozialdemokratischer Rundfunkpolitik seit langem hat sich ein Ministerpräsident in die Politkungelei eingemischt, der die Bezeichnung „Medienminister“ immer noch ganz gerne hört: Wolfgang Clement, Regierungschef der rot-grünen Koalition in NRW.

Ihm passt das ganze Procedere nicht, nach dessen momentanem Stand eben wohl ein Kandidat der Union, der derzeitige 3sat-Chef Gottfried Langenstein, die besten Aussichten hätte, den Langzeitintendanten Dieter Stolte zu beerben. Clement durfte in der Süddeutschen „Mauscheleien in Hinterzimmern“ anprangern, seine Sprecherin Miriam Meckel legte am Tag danach noch eins drauf und erklärte die „Liste der üblichen Verdächtigen“ für geschlossen. Und auch die SZ wünschte dem weißen Ritter Clement, das „scharfe Schwert“, mit dem er in das „anachronistische Modell“ der Intendantenkür hinein haue, möge treffen.

Wäre alles prima – wenn es denn nicht zumindest mittelschwer verlogen wäre: Denn dummerweise scheint Unions-Kandidat Langenstein auch dem so genannten SPD-Freundeskreis im Fernsehrat, der den Intendanten Anfang Dezember küren soll, in weiten Teilen tragbar. Dass Clement, als NRW-Ministerpräsident über den ZDF-Verwaltungsrat per se an der Auswahl beteiligt, sich erst jetzt meldet, wo die eigenen Genossen aus dem Ruder zu laufen drohen, spricht nicht für weißes Rittertum, sondern für blassrote Mauscheleien. STG

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