Störche staken an die Spitze

■ Regionalliga Nord: Holstein Kiel nach 3:0 in Düsseldorf auf Tuchfühlung zur Spitze. Lübeck verlor Tabellenführung

Nur selten im Fußballalltag ist die Kluft zwischen der Freude des einen und dem Leid des anderen so tief und so deutlich spürbar wie nach Holstein Kiels 3:0-Sieg bei Fortuna Düsseldorf. Wortkarg und völlig eingeschüchtert wirkte Trainer Tim Kamp neben seinem Kieler Amtskollegen Gerd Volker Schock, der entspannt und zufrieden Bilanz zog: Er habe seinen Augen gar nicht getraut in der ersten Halbzeit und sei ganz stolz auf diese Mannschaft.

Aus einer soliden Abwehr hatten die „Störche“ mit geradlinigem Spiel Chancen erarbeitet, die von Dimitrijus Guscinas (20.) und Mat-hias Rose (27.) in eine 2:0-Halbzeitführung umgesetzt wurden. Das 3:0 nach 50 Minuten durch Stürmer-Oldie Daniel Jurgeleit ließ die letzten Düsseldorfer Hoffnungen im mit 4300 Zuschauern gespenstisch leeren Rheinstadion zerplatzen – und die 200 Kieler Fans konnten auch noch ein Tor bejubeln. Wegen eines Staus hatten sie die ersten beiden Treffer verpasst.

Den Kern von Gerd Volker Schocks Glück bildet jedoch nicht der gegenwärtige Erfolg, sondern die Perspektive, die in Kiel entstanden ist. Vor dieser Saison haben die Sponsoren des Kieler Fußballs beschlossen, ihre Kräfte bei Holstein zu bündeln. Das hat ganz neue Möglichkeiten eröffnet und soll, so Schock, „in den nächsten vier Jahren im bezahlten Fußball enden“.

Die unverhoffte Serie mit sechs Siegen in sieben Spielen versetzt den Aufsteiger in Euphorie. Platz fünf und nur noch drei Punkte Rückstand auf die punktgleichen Tabellenführer Eintracht Braunschweig und VfB Lübeck: Da wird die Begegnung mit den Braunschweigern am kommenden Wochenende an der Förde zum Spitzenspiel – ein schönes Zwischenziel.

Der VfB Lübeck hingegen hat beim VfL Osnabrück mit 0:2 und damit die Tabellenführung wegen der schlechteren Tordifferenz an Braunschweig verloren. Alexander Ukrow (72.) und Christian Claaßen (79.) hatten den vierten Saisonsieg der Osnabrücker sichergestellt. In der 50. Minute sah der Lübecker Ibrahim Türkmen (50.) wegen Nachtretens die Rote Karte. Die Lübecker konnten nicht wie gewohnt aus der Tiefe kontern. Scharping stand im Angriff allein auf weiter Flur. Er wurde aus dem Mittelfeld zu wenig unterstützt.

Daniel Theweleit/lno