Was schlucke ich?

■ Betriebskrankenkassen in Bremen und Niedersachsen starten Arzneimittelberatung

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker. Doch wer nach einem Arztbesuch fix in die Apotheke gelaufen ist, kramt den ellenlangen Beipackzettel erst zu Hause aus der Medikamentenpackung. Weit und breit kein Arzt oder Apotheker in Sicht, der die Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten erklären könnte.

Ungenügende Information der Patienten und eine falsche Verordnungspraxis der Ärzte führen dazu, dass Arzneimittel manchmal nicht heilen, sondern krank machen. Experten gingen davon aus, dass in Deutschland jährlich 16.000 bis 25.000 Menschen durch falsch eingenommene oder verordnete Arzneimittel stürben, berichtet Torsten Dette von der Betriebskrankenkasse (BKK) der EWE.

Um die Gefahren für die Patienten zu verringern und um Kosten zu sparen, starten sieben BKKs aus Bremen und Niedersachsen jetzt per Hotline eine Arzneimittelberatung für ihre Versicherten und für Ärzte. Den wissenschaftlichen Hintergrund liefert das Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) an der Bremer Universität. Die Forscher haben damit begonnen, die Daten von 100.000 Mitgliedern der beteiligten BKKs zu untersuchen. Dabei entdeckten sie, dass einige Patienten von Medikamenten abhängig sind und dass miteinander unverträgliche Wirkstoffe verordnet wurden.

In solchen Fällen können die Krankenkassen aus Datenschutzgründen nur dann die Patienten informieren, wenn Gefahr im Verzug ist. Ansonsten müssen sie sich an die Kassenärztliche Vereinigung wenden, die die Ärzte mit ihrer falschen Verordnungspraxis konfrontieren können. Peter Ringel

Die Hotline lautet 0800 BKK PHARM (Buchstabenbelegung der Tastatur) und wird in dieser Woche freigeschaltet.