: kabarett und krieg
Wie Kabarettisten in Berlin reagieren
Matthias Deutschmann, Streng Vertraulich (Bar jeder Vernunft, Gastspiel)
„Ich hatte sowieso ein Programm zum Thema Geheimdienst gemacht. Das habe ich nach dem 11. September noch einmal aktualisiert. Und mit amerikanischer Außenpolitik beschäftige ich mich sowieso seit Jahren. Jetzt, da sich eine breite Öffentlichkeit dafür interessiert, ist das für mich eine ideale Situation. Im Grunde gehöre ich also zu den Kriegsgewinnlern. Beim Kabarett geht es um die Politik hinter der sichtbaren Politik, und jetzt gilt es, die der USA zu prüfen. Es ist nicht alles so sauber und so klar, wie es erscheint, wenn Herr Bush vor das Sternenbanner tritt.“
Horst Evers, Sex in Wahlkabinen. Mit Bjov Bjerg, Horst Evers, Manfred Maurenbrecher (Mittwochsfazit im Schlot)
„Eigentlich hatten wir ein Programm zur Berlin-Wahl, aber nach den Anschlägen hat sich niemand dafür interessiert. Natürlich bin ich erschüttert über die Anschläge, natürlich bin ich kein Freund des CIA und der amerikanischen Angriffe. Ich finde, dass man auch dieses Thema satirisch behandeln kann. Es ist natürlich die Frage, wie man es macht. ‚Kommt ein Fluggast zur Stewardess und sagt, „einmal 34. Stock bitte‘ – so einen Witz finde ich dann nicht mehr komisch.“
Peter Ensikat, künstlerischer Leiter, Die Distel. Kaiser, König, Bertelsmann (Distel)
„Mit Bin Laden geht es mir so wie Karl Krauss mit Hitler: Es fällt mir nichts zu ihm ein. Deshalb haben wir uns erst nach den Angriffen auf Afghanistan mit dem Thema beschäftigt. Die Attentäter erreiche ich mit Satire nicht, sie sind schlicht wahnsinnig, aber ein Staat ist schließlich zu Vernunft verpflichtet. Also beschäftigen wir uns mit den Reaktionen auf die Anschläge. In einem Stück heißt es: Wenn Hilfsgüter auf Terroristen fallen und Bomben auf die Zivilbevölkerung, dann nennt man das Kollateralschaden.“
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