Mahagoni-Mafia unter Druck

In Ostamazonien hat die brasilianische Umweltbehörde 20.000 Kubikmeter Holz beschlagnahmt. Holzfäller und Kayapó-Indianer wollen sich das nicht gefallen lassen

SÃO PAULO taz ■ Paulo Adário lebt gefährlich. Seit drei Wochen erhält der 52-jährige Journalist Morddrohungen. Nun stellte die brasilianische Bundespolizei zwei Leibwächter für ihn ab. Grund für die Probleme: Adário leitet die Amazonien-Kampagne von Greenpeace Brasilien, durch die die Machenschaften von Holzkonzernen ins Rampenlicht gezerrt werden.

Vor einem Monat hatte Greenpeace der Staatsanwaltschaft in Brasília Luftaufnahmen, Videos und Satellitenbilder übergeben, die den Raubbau auf dem Gelände der Kayapó-Indianer im Süden des Bundesstaats Pará dokumentieren. Daraufhin erhielt Adário die erste Morddrohung. „Ich bin sicher, dass dahinter die Mahagoni-Mafia steckt“, sagt er.

In der vergangenen Woche hatte die Umweltbehörde Ibama jeglichen Einschlag und Transport von Mahagoni im Amazonasgebiet untersagt – für Brasilien ein Novum. Am Wochenende beschlagnahmte sie über 20.000 Kubikmeter Mahagoniholz, das aus dem Gebiet der Kayapó stammt. An der „Operation Mahagoni“ im Süden des Bundesstaats Pará sind neben den staatlichen Funktionären auch Greenpeace-Mitglieder beteiligt – insgesamt 90 Leute mit vier Hubschraubern und zwei Flugzeugen.

Noch drei Wochen wollen die Greenpeacer zusammen mit den Staatsbeamten die Stellung in der Region halten. Sobald die Regenzeit einsetze, könne zumindest das beschlagnahmte Holz nicht mehr abtransportiert werden, so Adário. Doch denkbar ist auch ein vorzeitiger Rückzug, denn der versprochene Polizeischutz ist noch nicht eingetroffen. Und die Holzfäller haben Gegenmaßnahmen angedroht.

Die Kayapó wollen sie dabei unterstützen, denn für sie geht es um ein kleines, aber offenbar wichtiges Nebeneinkommen. Für einen Mahagonibaum, der 2,5 Kubikmeter Holz ergibt, erhalten die Kayapó derzeit rund 30 US-Dollar. Die örtlichen Firmen verkaufen diese Menge für 450 Dollar weiter. Auf dem Weltmarkt kostet sie 3.300 Dollar. In Brasilien stehen die verbleibenden Mahagonibestände fast ausschließlich auf Indianerland oder in Naturschutzgebieten. 85 Prozent der Bäume im Amazonasgebiet würden illegal gefällt, heißt es in einem Bericht, den Greenpeace letzte Woche vorgestellt hat (www.greenpeace.org/%7Eforests/forests_new/html/content/reports/Mahoganyweb.pdf). Jährlich gehen 20.000 Quadratkilometer Primärwald verloren.

An all dem, meint Paulo Adário, werde sich ohne den Druck aus den Verbraucherländern nicht viel ändern. Allein Deutschland importiert jährlich Urwaldholz im Wert von zwei Milliarden Mark. Daher fordert die deutsche Greenpeace-Sektion, die Bundesregierung solle „die Häfen für Mahagoni schließen“. GERHARD DILGER