: Bodentruppen suchen Bombenziele
US-Luftwaffe verstärkt Angriffe auf Ziele in Afghanistan. US-Pentagon: Kleine Zahl von US-Soldaten auf afghanischem Boden. Taliban glauben, schwer besiegbar zu sein. Annan hofft auf schnelles Kriegsende, damit Nahrung ins Land kann
BERLIN ap/dpa/rtr ■ Am 25. Tag des Afghanistan-Kriegs haben die USA ihre Angriffe auf Taliban-Stellungen weiter verstärkt. Die Luftwaffe flog gestern laut Augenzeugenberichten und der Nachrichtenagentur AIP Angriffe auf Stützpunkte nördlich von Kabul, auf das zwischen den Taliban und der oppositionellen Nordallianz umkämpfte Masar-i Scharif und auch wieder auf Kandahar, wo die Taliban ihr Hauptquartier haben.
Unterdessen hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als erstes Regierungsmitglied bestätigt, dass sich US-Soldaten auf afghanischem Boden befinden. Er sagte am Dienstag vor Journalisten, es handele sich um eine „sehr bescheidene Zahl“, die sich im Norden des Landes befinde. Die Truppen sollten bei der Beschaffung von Zieldaten für die Bombenangriffe helfen und mit der Nordallianz zusammenarbeiten. Nach Angaben aus Kreisen des US-Verteidigungsministeriums handelt es sich um weniger als 100 Soldaten. Rumsfeld teilte weiter mit, dass US-Präsident Bush die Möglichkeit einer umfassenden Bodenoffensive wie im Golfkrieg von 1991 noch nicht ausgeschlossen habe.
Nach Angaben des Taliban-Botschafters in Pakistans Hauptstadt Islamabad, Abdul Salam Saif, soll bei einem Angriff auf Kandahar eine Klinik getroffen worden sein. Mehrere Menschen seien ums Leben gekommen. Saif behauptete, seit Beginn der Luftangriffe am 7. Oktober seien 1.500 Menschen getötet worden. Taliban-Bildungsminister Amir Chan Muttaki sagte gestern in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP, seine Regierung werde nicht leicht zu besiegen sein. Grund dafür sei die gering entwickelte Infrastruktur des Landes. „Wir sind kein Land, in dem es ein komplexes Computernetz, ein großes Telekommunikationssystem oder ein modernes Luftfahrtwesen zu zerstören gäbe.“ Stattdessen habe jeder Afghane ein Kalaschnikow-Gewehr, mit dem er sich zu verteidigen wisse. „Wir wollen nicht kämpfen. Wir wollen verhandeln“, fügte Muttaki hinzu. Dann müsse Afghanistan aber auch als souveräner Staat und nicht als eine Provinz der USA behandelt werden.
UN-Generalsekretär Annan hat die Hoffnung geäußert, dass die US-Angriffe auf Afghanistan möglichst schnell beendet werden. Dies sei nötig, damit die Hilfsorganisationen verstärkt Lieferungen für die Not leidende Bevölkerung ins Land schaffen könnten, sagte er am Dienstag. Vor dem Winter müsse so viel Nahrung wie möglich nach Afghanistan gebracht werden.
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