piwik no script img

Georgien ohne Regierung

Präsident Schewardnadse hat seine Minister entlassen. Folge der Polizeiaktion gegen einen kritischen TV-Sender

TIFLIS afp ■ Wegen eines Streits um eine heftig kritisierte Polizeiaktion hat Georgiens Präsident Eduard Schewardnadse gestern seine Regierung aufgelöst. Schewardnadse habe die Entlassungspapiere für seine Minister unterzeichnet, sagte Parlamentspräsident Surab Schwania in der Hauptstadt Tiflis. Auch der Parlamentspräsident kündigte daraufhin seinen Rücktritt an. Am Abend zuvor hatte Schewardnadse noch damit gedroht, er selbst werde zurücktreten, falls das Parlament den Innenminister und den Obersten Staatsanwalt zur Amtsaufgabe zwinge. Die Abgeordneten und der Parlamentspräsident hatten wegen des umstrittenen Polizeieinsatzes die Entlassung von Innenminister Kacha Targamadse gefordert.

Am Dienstag hatten 30 Polizisten des Innenministeriums den unabhängigen TV-Sender Rustawi 2 gestürmt und Einblick in Rechnungsbücher verlangt. Der Sender hatte wiederholt über Korruption in den Reihen der Regierung berichtet und dabei auch den Innenminister beschuldigt. Schwania kritisierte die Polizeirazzia als einen „offenen Angriff auf die Meinungsfreiheit“. Der Sicherheitsminister Wachtang Kutateladse trat am Mittwoch ebenfalls zurück.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen