: „Alles muss privat finanziert werden“
Claudia Hämmerling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, begrüßt eine Olympiabewerbung Berlins. Die Spiele dürften jedoch den Landesetat nicht weiter belasten. Das müssten SPD und FDP einsehen
taz: Frau Hämmerling, im Wahlkampf hat die grüne Spitzenkandidatin Sibyll Klotz eine erneute Olympiabewerbung Berlins als „Größenwahn“ bezeichnet. Vor dem Hintergrund der NOK-Entscheidung, die die Kandidatur einer deutschen Stadt für die Spiele im Jahr 2012 empfiehlt, haben die Grünen ihre Ablehnung relativiert. Warum?
Claudia Hämmerling: Wir sind nicht die Spielverderber und wir sind nicht sportfeindlich. Aber wir sind der Meinung, dass Berlin wegen seiner schwierigen Haushaltslage die Spiele schlichtweg nicht finanzieren kann. Ich hätte darum nichts gegen eine Bewerbung Berlins, wenn zugleich klar ist, dass dies alles – von der Vorbereitung bis zur Infrastrukturentwicklung – privat finanziert wird.
Eine ziemlich unrealistische Vorstellung.
Natürlich wird das nicht leicht sein. Denn ich sehe nicht, dass hier Investoren schon im Vorfeld Schlange stehen und sagen: „Wir geben euch das Geld, wir schaffen auf eigenes Risko das Olympische Dorf und die noch notwendigen Sportstätten.“ Doch nur unter solchen Voraussetzungen wird es eine Bewerbung geben können, die die Grünen unterstützen. Sonst nicht, es darf keine Landesbürgschaften für neue Großprojekte geben.
Wird das Thema Olympiabewerbung 2012 Teil der kommenden Koalitionsverhandlungen mit SPD und FDP sein ?
Wir werden sicherlich darüber zu diskutieren haben. Ich glaube aber, dass unsere Argumente angesichts der neuen dramatischen Haushaltszahlen von 9 Milliarden Mark strukturellem Defizit im Jahr 2002 eine gewisse Überzeugungskraft haben werden.
Angenommen, die Argumente dringen bei der SPD und der FDP nicht durch: Dann ist doch der Konflikt schon vorprogrammiert?
Da bin ich gespannt. Wir haben eine Position, uns über die Bewerbung und das Sport-Event zu freuen, wenn diese privat und nicht öffentlich finanziert werden. Wenn die anderen Parteien das öffentlich finanzieren wollen, müssen sie erklären, wem sie das Geld wegnehmen. Ich denke, sie werden sich unserer Haltung anschließen, dass es fahrlässig ist, den Haushalt mit einem weiteren Risiko zu belasten.
Kann die Bewerbung für Olympia 2012 zur Sollbruchstelle werden?
Ich glaube das nicht. Der Wunsch nach Olympischen Spielen in Berlin ist bisher nicht mit großem Enthusiasmus vorgetragen worden. Und sollte es eine Sollbruchstelle werden, wird das die Basis zu bewerten haben. Das wissen die anderen Gesprächspartner.
Die Bewerbung für „Olympia 2000“ lehnten die Grünen 1993 radikal ab. Heute sollen es die privaten Investoren richten. Eine Illusion, sagen Sie. Was sagen Sie zu Sportsenator Bögers Vorschlag, der meint, die Spiele gebe es zum Nulltarif? Denn im Jahr 2012 gibt es das sanierte Olympiastadion, moderne Hallen und den privaten Superdome, die alle olympiatauglich sind.
Das Pauschalangebot „Wir haben schon alles“ kann ich nicht nachvollziehen. Schauen Sie, was noch alles fehlt. Und die Option, ein privater Investor wird schon alles bauen, ist doch fraglich. Wir sollten uns einmal Sydney 2000 vornehmen und schauen, wofür neben den vorhandenen Sportstätten noch Geld investiert werden musste und welche Dimension das hatte.
Was halten Sie von der Idee, die Olympiade als „Spiele der östlichen Regionen“ zu veranstalten, um diese aufzuwerten?
Eine schöne Idee, wenn diese von privaten Geldgebern finanziert wird.
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