piwik no script img

unterm strich

Er gibt sich gern burschikos und meldet sich oft ungefragt zu Wort. Diesmal hat der Liedermacher Wolf Biermann wieder einmal die Ärmel hochgekrempelt und eine Lanze für den Hamburger Innensenator Ronald Schill gebrochen. In einem Interview mit der Zeitschrift Super Illu, das am Sonntag vorveröffentlicht wurde, sagte Biermann, Schill sei ein „etwas simpel gestrickter Richter, der den einen Punkt, der ihn ärgert, zur Achse der Weltgeschichte macht“. Das Fatale sei aber, dass Schill in diesem einen Punkt völlig Recht habe. Darum habe die von Schill gegründete Partei „Rechtsstaatliche Offensive“ bei der Hamburger Bürgerschaftswahl am 23. September auf Anhieb 19,4 Prozent der Stimmen erhalten. So konnte sie mit CDU und FDP die neue Senatskoalition bilden.

Richtig ist, dass Biermann ein etwas simpel gestrickter Liedermacher ist, der sich gern selbst zur Achse der Weltgeschichte machen würde. In der Super Illu berichtete Biermann, von dessen zehn Kindern noch einige die Schule besuchen, von Dealern, die Kindern vor der Schule Rauschgift schenkten, um sie süchtig zu machen. „Wenn so ein Dealer verhaftet wird, wird er sofort wieder laufen gelassen, steht am nächsten Tag wieder da und lacht die Fahnder aus. Das demoralisiert die Polizei und beschädigt unsere Kinder“, meint der demoralisierte Barde. Schill habe Recht, wenn er in diesem Bereich härter durchgreifen will, und das sei weder rechtsradikal noch ausländerfeindlich. „Gerade die kleinen Leute, darunter viele nichtdeutscher Herkunft, die sich keine edle Wohngegend leisten können, leiden doch unter der Straßenkriminalität“, meint Biermann, der sich trotz seiner zehn Kinder durchaus eine edle Wohngegend leisten kann.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen