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Präsident von Washingtons Gnaden

Enrique Bolaños wird neuer Staatschef Nicaraguas. Seine Helfer: die USA, die Angst und die Kirche

SAN SALVADOR taz ■ Enrique Bolaños hatte drei mächtige Helfer, um Präsident von Nicaragua zu werden. Und im Prinzip nur einen Gegner. Der Gegner war nicht etwa der sandinistische Kandidat Daniel Ortega, sondern ein liberaler Parteifreund: Präsident Arnoldo Alemán, dem Bolaños bis zu seiner Kandidatur als Vizepräsident gedient hatte.

Alemán hat Nicaragua zum ärmsten Land Lateinamerikas heruntergewirtschaftet und sich selbst schamlos bereichert. Bolaños sollte als Vorsitzender einer Ethikkommission die unzähligen Korruptionsskandale seines Chefs aufklären. Er hat keinen einzigen Fall bearbeitet. Immerhin: Er selbst soll nicht zugegriffen haben. Weil 73-Jährige das Bild eines gütigen Opas abgeben, glaubt man ihm das gerne. Aber die Skandale seines Chefs machten ihm zu schaffen.

Doch seine drei Helfer waren stärker. Als erste griffen ihm die USA unter die Arme. Als es im Juli so aussah, als könnte Ortega einen lockeren Sieg einfahren, weil sich die rechten Stimmen auf Bolaños und den konservativen Kandidaten Noel Vidaurre verteilten, schickte Washington einen Abgesandten. Der drängte Vidaurre zum Rückzug. Den schnell aus dem Hut gezauberten Ersatzkandidaten kennt bis heute kaum ein Mensch, also bekam er kaum eine Stimme.

Auch danach blieben die USA präsent. Mehrfach warnte der US-Botschafter, man sehe in Washington einen sandinistischen Wahlsieg gar nicht gerne. Die Anschläge vom 11. September gaben ihm Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass sich Ortega gerne im Kreis von Terroristenfreunden wie Muammar al-Gaddafi oder Saddam Hussein bewege. Was es bedeutet, wenn die USA Jagd auf Terroristen und ihre Freunde machen, wissen die Nicaraguaner nicht erst seit dem Afghanistankrieg. Der Contrakrieg der Achtzigerjahre gab ihnen eine konkrete Vorstellung davon. Viele hatten also Angst – der zweite Helfer von Bolaños.

Die Hilfe seines dritten Verbündeten wäre da schon fast nicht mehr nötig gewesen: Miguel Obando y Bravo, der rechte Erzbischof von Managua. In seiner letzten Messe vor der Wahl rief er dazu auf, das Kreuz unter dem Namen Bolaños zu machen.

Natürlich versuchte Bolaños im Wahlkampf auch, mit seinen unternehmerischen Erfolgen zu beeindrucken. Er stammt aus einer großbürgerlichen Familie der Provinzstadt Masaya und war von 1983 bis 1988 Vorsitzender des Unternehmerverbandes Cosep. In dieser Zeit beschlagnahmten die Sandinisten Teile seines Besitzes und warfen ihn mehrfach kurzfristig ins Gefängnis. Damals sympathisierte er noch mit der Konservativen Partei. Erst als ihn Alemán zum Vizepräsidenten machte, trat er in dessen Liberal-Konstitutionalistische Partei (PLC) ein.

Als Politiker blieb Bolaños stets im Schatten seines Chefs. Sein bedeutendster öffentlicher Auftritt war die Einweihung der ersten McDonald’s-Filiale in Managua. Nach seiner Wahl zum Präsidenten dürfte er weiterhin von seinem politischen Übervater abhängen. Als Expräsident bekommt Alemán automatisch einen Sitz als Abgeordneter. Nach den sich abzeichnenden Mehrheitsverhältnissen wird er wohl zum Parlamentspräsidenten gewählt. Er kann also weiterhin mit den Fäden der nicaraguanischen Politik spielen. Bolaños, der in der PLC über keine eigene Hausmacht verfügt, wird als Marionette an diesen Fäden hängen. TONI KEPPELER

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