: Warnung vor der heißen Tasse
■ Hamburger Kinderärzte wollen über die alltäglichen Unfall-Gefahren aufklären
Herbst ist Unfallsaison: Ein bis zweimal in der Woche, so die Ärztin Yvonne Riedel, kämen Kinder mit Verbrennungen ins Altonaer Kinderkraneknhaus. Oft sei nur eine Tasse Tee die Ursache, deren Inhalt ausreiche um 30 Prozent der Körperoberfläche eines Säuglings zu verbrennen. Oder ein Schulkind verbrüht sich, weil die Eltern es ein heißes Dampfbad inhalieren ließen. Riedel: „Auf Dampfbäder und Wärmflaschen sollten sie verzichten“.
Riedel ist Mitglied des neu gegründeten Hamburger Kinderarzt-Verbunds „PaedNet“, der am Dienstag zu einem Info-Abend über Unfallgefahren ins Kinderkrankenhaus einlud. „Zwei Drittel der Unfälle ließen sich vermeiden“, sagt die Vorsitzende Hannelore Heuchert. Sie wolle Eltern „nicht in Panik versetzen“, wohl aber über Vorsichtsmaßnahmen aufklären.
Kleine Kinder sind am häufigsten von Stürzen bedroht. Hochstühle sollten am Esstisch fixiert werden, auf Lauflernhilfen ganz verzichtet werden, fordert die Ärztin Marianne Kilian. Das platzsparende Hochbett sei frühenstens ab sieben geeignet. Kilian: „Üben sie mit ihren Kindern Bewegungsabläufe und überlassen sie die Aufsicht beim zweiten oder dritten Kind nicht den Geschwistern.“
Die häufiste tödliche Gefahr für Kleinkinder bildet das Wasser. Eltern wiegten sich durch frühen Schwimmunterricht oft in falscher Sicherheit, warnt die Kinder-Anästhesistin Dörte Kühnle-Schneider-Affeld. Haben Kleinkinder den Kopf erst einmal unter Wasser, erschrecken sie so, dass sie sogar in Badewanne oder Gartenteich ertrinken können. Die Ärztin empfiehlt Eltern, sich in erster Hilfe zu schulen. Durch schnelle Hilfe wurde ein Kind sogar nach zwei Stunden im Wasser gerettet. Einen kühlen Kopf bewahren und die Nummer von der Giftzentrale Berlin (Tel.: 030/19 240) sollten Eltern wählen, deren Kind ein Medikament oder Putzmittel verschluckt hat, rät der Kinderarzt Martin van Bömmel. Vergiften können sich Kinder aber auch schon an einer verzehrten Zigartte oder giftigen Pflanze, wie Efeu.
Für ältere Kinder von 6 bis 14 Jahren ist der Verkehr die größte Gefahr. „Ich bin erschrocken darüber, was Kinder heute nicht mehr dürfen“, sagte der Polizist Herbert Paschen. Der städtische Verkehr macht spontane Reaktionen gefährlich. Er berichtet von einem Fall eines 8jährigen, der verunglückte, weil ihn die Aussicht auf ein Traubenzucker in der Apotheke gegenüber auf die Straße lockte - obwohl er zuvor mehrfach Verkehrsunterricht hatte.
Kaija Kutter
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