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Gaddafi junior auf Stippvisite in Berlin

Libyen will angeblich zwischen Berlin und Kabul wegen festgehaltener „Shelter Now“-Mitarbeiter vermitteln

BERLIN taz ■ Libyens Staatsführung will sich vom Sponsor des internationalen Terrorismus zum universellen Krisenmanager wandeln. Diesem Zweck dient auch ein Deutschlandbesuch von Saif al-Islam Gaddafi, Sohn des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi. Nach einem Treffen des gelernten Ingenieurs mit dem Chef des Bundeskanzleramtes, Frank-Walter Steinmeier, am Dienstagabend hieß es, der Besuch diene der „Konsolidierung der internationalen Koalition gegen den Terrorismus“. Die Bundesregierung dementierte Berichte, wonach sie um libysche Vermittlung im Fall der von den Taliban festgehaltenen „Shelter Now“-Mitarbeiter gebeten habe. Nach einem Bericht des Tagesspiegels hat Libyen schon vor dem 11. September mit den Taliban über deren Freilassung verhandelt.

Gaddafis Besuch dürfte auch in Zusammenhang mit dem La-Belle-Prozess stehen. Laut Staatsanwaltschaft geht der Anschlag auf das Konto libyscher Behörden, die „durch Dritte und eigene Diplomaten gebombt“ hätten.

Das Attentat auf einen US-Jumbo 1988 über dem schottische Lockerbie gilt als Rache für Luftangriffe der USA auf die libyschen Städte Tripolis und Bengasi. Die wiederum erfolgten als Vergeltung für den Anschlag auf die von GIs besuchte Berliner Discothek „La Belle“. Indirekt gestand Saif al-Islam Gaddafi jetzt erstmals die Täterschaft Libyens ein. Im Tagesspiegel sagte er auf die Frage, ob die US-Amerikaner ein Recht hätten, sich gegen die jüngsten Angriffe zu wehren: „Nach meiner Ansicht haben sie das Recht – sofern sie hundertprozentig sicher sind. . . . Aber die Gegenseite hat auch das Recht zu antworten, wenn sie angegriffen wird. . . . Präsident Reagan hielt damals Libyen für eine Gefahr. Und er hielt es für sein Recht, Libyen anzugreifen. Als Libyen die Kraft dazu fand, hat es geantwortet.“ TAUD

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