■ Urdrüs wahre Kolumne
: Klage auf Markenschutz

Seit Kriegseintritt der neuen deutschen Wehrmacht im Nato-Bündnis ist wirklich nichts mehr wie es war. Musste ich dieser Tage in existenziell erschütternder Weise bei einem samstäglichen Besuch des Sonderpostenmarktes Zimmermann in Walle erleben, wo ich unter den erhabenen Scheußlichkeiten der Ramschtische bislang noch jedes Mal verborgene Schätze entdecken konnte und sie mir um wenig Geld zu eigen machte.

Plötzlich aber ist ein solcher Ort bar jeder Magie. Lustlos schlurft man durch die Gänge mit dem festen Willen, ein paar Schlafmünzen loszuwerden, aber nix zu machen: Jeder Zauber ist verflogen. Alle Bereitschaft, Geld für sinnstiftende Sinnlosigkeiten auf den Kopp zu hauen nützt nichts, wenn die Libido nichts findet, an dem sich besitzergreifende Begierde entzünden könnte.

Wenn der Handel einer Stadt nicht mehr in der Lage ist, ungezielte Sehnsüchte in seiner Zielgruppe zu befriedigen, hat er abgedankt und muss neuen Angeboten der spirituellen Daseinsvorsorge Platz machen. Wann wird im Walle-Center endlich ein Dianetik-Zentrum, eine Infostelle der Moslembruderschaft oder eine gläserne Redaktion der Internationalen Wachtturm-Gesellschaft eingerichtet? Trost brachte nach diesem emotionalen Tiefschlag-Erlebnis nur noch das freundliche Personal von Iburgs Wurstpavillon mit totem Tier, das seine karmische Reise auf dem Rost beendet hatte – auf Dauer kann das doch keine Lösung sein!

Ein Wichsfleck ist ein Wichsfleck, ein Weser-Report ein Weser-Report und ein Zigarillo ist ein Zigarillo. Wehe aber, wenn sich so eine maschinell gerollte 8-Groschen-Fehlfarbe der Marke Dannemann plötzlich als Kulturpolitiker versucht, obwohl er doch schon in der Rolle von Günter, dem treckerfahrenden Finanz-Staatsrat in Diensten des Bremer Armenhauses ebenso überbezahlt wie restlos überfordert ist.

Was soll die Häme, fragst du noch? Kurz und schlecht: Damit der Weser-Report nicht nur die interessegeleiteten Stammeleien seines Herausgebers zur Verniedlichung des ökonomischen „Hair“-Desasters anführen muss, zitiert das Blatt den Günter Dannemann in mitleidloser Ausführlichkeit als Kronzeugen für die finanziellen Begehrlichkeiten von KPS.

Ich habe keine Lust, die Rechenkünste dieses kulturpolitischen Klippschülers nachzuvollziehen, denn wenn einer die Aufführung der bewegenden Oper „Porgy &Bess“ im Bremer Theater gleichsetzt mit dem am Richtweg abgenudelten FlowerPower-Tingeltangel und daran auch noch seine dummerhaften Milchbubenadditionen demons-triert, muss und kann das nicht auf Punkt und Komma untersucht werden. Es ist so grunzblöde, dass man ernsthaft die Frage aufwerfen muss, bei welchem Titelhändler sich der sowas vortragende Staatsrat seinen Hauptschulabschluss gekauft hat.

Erbsenzähler Dannemann wird damit zum Paradebeispiel für Ignoranz gegenüber jeder Urbanität und könnte damit erheblich zum Absatzrückgang auf dem Zigarillo-Markt beitragen, weshalb ich mir an Stelle der Tabakfabrikanten eine Klage auf Markenschutz unbedingt vorbehalten würde.

Gebenedeit aber sei der Dauercamper und Bundestagsabgeordnete Konrad Kunick, der mir noch von seiner letzten Rede für die gefallenen Helden der Bremer Räterepublik in angenehmer Erinnerung ist: Wenn er sich nun auch noch tatsächlich seine antimilitaristische Haltung in Sachen „out of area“-Einsatz der Bundeswehr bewahrt, darf er wahrhaftig auf eine Einladung zu meinem nächsten Kohl & Pinkel-Festival am Waller Fleet rechnen: Schließlich wird er eine Menge Kraft brauchen, um dem Druck seiner rückhaltlosbereiten Parteifreunde und Koalitionäre standhalten zu können!

Ulrich
„Hair“ Reineking