zahl der woche: Nicht mehr im Trüben fischen
Herkunftssiegel für Fische
Von A wie Aal bis Z wie Zander: Ungefähr 600 Fisch-, Krebs- und Weichtierarten umfasst die Liste der Meerestiere, die vom 1. Januar 2002 an nur noch dann verkauft werden dürfen, wenn sie mit ihrer offiziellen Handelsbezeichnung inklusive des lateinischen Namens markiert sind. Die Verbraucher sollen wissen, was sie essen und wo es herkommt. Deshalb muss auch angegeben werden, wie der frische, gefrorene und geräucherte Fisch gefangen wurde – ob im Meer, in den Binnengewässern oder in einer Fischfarm. Das sieht das Fischetikettierungsgesetz vor, das am Donnerstag vom Kabinett beschlossen wurde und auf eine EU-Durchführungsverordnung zurückgeht. Außerdem möchte die EU-Kommission, dass auch die Fanggebiete der Fische (also Nordwestatlantik oder Ostsee) an jedem einzelnen Fisch mit einem Sticker gekennzeichnet werden. Eine ausgehängte Tafel über der Fischtheke oder aber eine Kladde am Ladentisch mit den vorgeschriebenen Informationen wird hingegen nicht genügen. Dies hatte sich der Fisch-Einzelhandel gewünscht, weil die Zeit zur Umstellung so knapp bemessen sei.
Aber wie beweist die Fischereiwirtschaft, woher ihre Fische kommen? Ganz so neu ist der Gedanke der Informationsweitergabe an den Kunden nicht, der die verantwortlichen Politiker angeblich treibt. Bereits seit 1996 haben sich einige Fischunternehmen unter dem Motto „Bestandserhaltende Fischerei“ dazu entschlossen, Herkunft und Fangmethode anzugeben. Im Gegensatz zu dem neuen Gesetz, das verarbeiteten Fisch – also Fischstäbchen oder auch so genannte Schlemmerfilets – ausdrücklich außen vor lässt, hatte die deutsche Fischindustrie diese bereits freiwillig markiert. Ob es der EU bei ihrer Verordnung vielleicht doch gar nicht so sehr um Verbraucherinformation ging? Die deutsche Fischwirtschaft vermutet, dass Paris den Frischfischmarkt besser kontrollieren lassen will, nachdem in Frankreich immer wieder „gefälschte“ Jakobsmuscheln aufgetaucht waren.
Eine wahrhaftig vollständige Kundeninformationspflicht, auch bei Fertigfisch, soll es jedoch auch bald geben. Verbraucherministerin Künast plant gar ein neues Siegel für nachhaltige Fischwirtschaft – ein Thema, das immer mehr Deutsche interessieren dürfte, denn schließlich ist der Pro-Kopf-Fischverbrauch nach der BSE-Krise um fast 10 Prozent auf jetzt 13,3 Kilogramm pro Jahr gestiegen. GREGOR THOLL
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