: Früherer Castor-Start?
■ Nicht viel Protest im Wendland
Der Castor-Atommülltransport nach Gorleben wird nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace voraussichtlich früher abfahren. Der Zug könnte sich von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague schon am Sonntagabend gegen 19.00 Uhr in Bewegung setzen, teilte Greenpea-ce mit. Ein Bahnarbeiterstreik habe diese Vorverlegung erzwungen. Ein früherer Start müsse aber nicht bedeuten, dass der Transport das Zwischenlager Gorleben früher als Mittwoch erreicht. „Es könnte möglich sein, dass der Castor an der Grenze wartet.“
Mit geringerer Beteiligung als ursprünglich erwartet hat am Sonntag die heiße Phase der Protestaktionen gegen den geplanten Castor-Transport ins atomare Zwischenlager Gorleben begonnen. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow- Dannenberg hatte mit bis zu 6.000 Demonstranten gerechnet, nach Polizei-Angaben beteiligten sich allerdings weniger als 1.000 Menschen an den Protesten. Nur zur Demo kamen mehr als 5.000 Atomkraftgegner zusammen.
Trotzdem blockierten Bauern mit insgesamt rund 220 Treckern kurzfristig immer wieder die Straßen im gesamten Wendland. Ein massives Polizeiaufgebot verhinderte zunächst eine verbotene Demonstration in Splietau bei Dannenberg, am Nachmittag stürmten dort aber rund 500 Demonstranten auf die Transportstrecke. Die Einsatzkräfte drängten die Teilnehmer zurück, wobei es zu ersten Auseinandersetzungen kam.
„Die Strecke für den Castor bleibt für Demonstrationen und Aktionen tabu“, sagte Einsatzleiter Hans Reime. Rund 15.000 Beamte sollen den zweiten Atommüll-Transport in diesem Jahr aus La Hague nach Gorleben sichern. Inzwischen hat das Bundesverkehrsministerium den Flugverkehr eingeschränkt. Entlang der rund 70 Kilometer langen Transportstrecke von Lüneburg nach Gorleben sind Flüge in einer Höhe bis etwa 1.000 Meter nur mit besonderer Zustimmung von Polizei und Bundesgrenzschutz erlaubt.
Die Gerichte bestätigten am Sonntag nochmals das Demonstrationsverbot für Splietau sowie das Verbot eines Camps der Castor-Gegner. „Das ist ein Armutszeugnis für unsere Demokratie, sagte dazu BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. dpa
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