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Teure Wiederaufarbeitung geht weiter

Warum die Castoren weiter rollen: Die Verträge sollen in den kommenden Jahren abgearbeitet werden

BERLIN taz ■ Der fünfte Atomtransport nach Gorleben rollt. Wie schon in diesem Frühjahr handelt es sich um die umstrittensten Atomtransporte überhaupt: hochradioaktive Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im französischen La Hague.

Die Transporte sind umstritten, weil jeder dieser Transporte den Betrieb der beiden WAAs in Frankreich und Großbritannien sichert: Laut französischen Gesetzen darf ausländischer Müll nur begrenzte Zeit in der WAA stehen bleiben. Die Betreiber müssen also Transporte nach Deutschland schicken, um den französischen Atomgegnern nicht zu viel Angriffsfläche zu bieten.

Dabei geht es den Gegnern nicht darum, den Müll in Frankreich statt in Deutschland zu lassen. Vielmehr fordern sie einen sofortigen Stopp der unsinnigen Aufarbeitung. Denn für die Umwelt wie auch für die Steuerzahler und Stromkunden wäre es besser, die abgebrannten Brennelemente direkt neben den AKWs ein paar Jahrzehnte abklingen zu lassen und dann möglichst sicher zu entsorgen.

Die Wiederaufarbeitung ist eigentlich auch für die Stromkonzerne ein unsinniger Weg, die gebrauchten Brennelemente zu behandeln – sie ist nämlich sehr teuer. Bis 1994 war die Wiederaufarbeitung jedoch als einziger Entsorgungsweg gesetzlich vorgeschrieben. Daher haben die deutschen Kraftwerksbetreiber umfassende Verträge mit den Wiederaufarbeitungsfirmen Cogema in Frankreich und BNFL (XXX) in Großbritannien abgeschlossen. Diese Verträge werden nun abgearbeitet. Obwohl einige Rechtsprofessoren durchaus Möglichkeiten sahen, diese Verträge praktisch fristlos ohne Entschädigungszahlungen an die Franzosen zu kündigen, ließen sich weder die SPD noch die Stromkonzerne darauf ein.

„Die Abgabe . . . von Kernbrennstoffen . . . an eine Anlage zur Aufarbeitung bestrahlter Kernbrennstoffe ist vom 1. Juli 2005 an unzulässig“, heißt es in der vom Bundeskabinett beschlossenen Novelle des „Gesetzes zur geordneten Beendigung der Kernenergienutzung“ vom September 2001. Die WAAs verschmutzen so noch viele Jahre Meere und Luft, weil der bis 2005 angelieferte Müll gemäß den nicht angetasteten Verträgen danach verarbeitet wird. Die Castoren vermehren sich also weiter.

Rund 5.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente wurden aus deutschen AKWs bisher nach Frankreich und Großbritannien geschafft. Weitere 2.000 Tonnen sollen folgen. Damit werden laut der zuständigen Firma Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) 127 Castor-Behälter mit je 28 Glaskokillen aus La Hague und 39 aus dem englischen Sellafield wieder zurück nach Deutschland kommen – ins Zwischenlager nach Gorleben.

Da jeder Zug bisher über 100 Millionen Mark gekostet hat, bis ihn die Tausende von Polizisten im Zwischenlager hatten, ergibt das eine Rechnung von etwa 3 Milliarden Mark. Insgesamt hat das Transportbehälterlager Gorleben sogar 420 Castor-Stellplätze – es wäre also noch Raum für viele Castoren mit abgebrannten Brennelementen aus deutschen AKWs.

Ob solche Transporte jedoch kommen, ist mit der Atomgesetznovelle ungewiss. Denn nun sind für die meisten AKWs Zwischenlager direkt neben der Anlage geplant. Dort soll die hochradioaktive Fracht langsam abklingen, bis in etwa 30 Jahren ein Endlager regierungsamtlich gefunden ist. Nach dem Willen der Kraftwerksbetreiber soll das deutsche Endlager gleich neben dem Zwischenlager Gorleben in einem Salzstock unter der Erde entstehen. Das ist jedoch unsicher: Erstens ist sich die Wissenschaft noch nicht einig, ob der Salzstock geeignet ist. Und zweitens sind die Wendländer dagegen. REINER METZGER

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