: Schneller beichten
Bjørn Melhus hängt sich an die Lippen der Leute, die ihre Lebensgeschichten unbedingt im Fernsehen auspacken möchten
Beichten lüftet das Gewissen aus. Allerdings muss das Ambiente stimmen. So ein knarrender Kirchenstuhl ist vielen längst eine zu altertümliche Einrichtung. Und viel zu intim. Die Absolution vor einem Millionenpublikum poppt besser. Im Fernsehen. Bei den Nachmittagsshows, in denen die Lebensgeschichten unerbittlich mit Werbeblöcken zerhackt werden. Aus diesen Zutaten hat Bjørn Melhus seine Videoarbeit „The Oral Thing“ gemacht. Talkmaster, Beichtkandidaten, der moralisierende Chor des Publikums: Alle Figuren spielt Melhus selbst. So wie es der 1966 geborene Videokünstler am liebsten hat, der sich als eifriger Fernsehgucker von Kindesbeinen an immer wieder an dieser bunt flimmernden Bilderwelt abarbeitet. In der Reihe „Treffpunkt NBK“ wird „The Oral Thing“ erstmals gezeigt. Eine Schnellbeichte. In acht Minuten ist schon alles gesagt. Zeit genug am Abend, um sein Gewissen mit weiteren Dingen zu belasten.
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