: Schwarzkasse im Keller
Manager Stabach von Bundesligist Energie Cottbus gerät zunehmend unter Druck
BERLIN dpa ■ Die Staatsanwaltschaft Cottbus, die gegen Klaus Stabach und Vereinspräsident Dieter Krein wegen des Verdachtes der Untreue ermittelt, vermutet offenbar einen Vertuschungsversuch Stabachs. Bei den laufenden Untersuchungen geht es vor allem um den Transfer des kanadischen Fußballprofis Kevin McKenna vom FC Energie zum schottischen Klub Hibernian Edinburgh. Ein Teil der Ablösesumme floss dabei auf ein Konto in Perus Hauptstadt Lima. Es soll sich nach Vereinsangaben um die Provision für den Spielervermittler Willi Hoppen handeln, der dort angeblich eine Firma betreiben soll.
Bei der Durchsuchung von Stabachs Haus am 30. Oktober sei hinter einer Waschmaschine im Keller eine Geldkassette gefunden worden, sagte die zuständige Staatsanwältin Petra Hertwig im Fernsehen des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB). Die Kassette habe 34.400 Dollar, 19.600 Mark und 50 Dirham, die Währung der Vereinigten Arabischen Emirate, enthalten. In der Wohnung hätten die Beamten einen offenen, jedoch leeren Tresor vorgefunden.
Eine genaue Zuordnung des Geldes lässt sich laut Hertwig noch nicht vornehmen. Aber „die Umstände der Durchsuchung, des Auffindens der Geldkassette und des Verhaltens von Herrn Stabach sowie die Tatsache, dass es sich bei dem Konto in Lima um ein Dollar-Konto handelt, lassen darauf schließen, dass es sich um Geld handelt, das bewusst versteckt werden sollte“, sagte die Staatsanwältin. Die Staatsanwaltschaft vermute, dass es sich um Geld handeln könnte, das aus Lima zurückgeflossen sei.
Laut Hertwig war Stabach nach der Durchsuchung der Geschäftsstelle den Beamten vorausgefahren und hielt sich für kurze Zeit allein in seinem Haus auf. Durch ein Fenster sei er mit der Geldkassette beobachtet worden. Erst kurz vor einem gewaltsamen Öffnen habe Stabach die Beamten durch die Hintertür ins Haus gelassen.
Falls sich die Vorwürfe erhärten sollten, hieße das nicht automatisch, dass sich Stabach und Krein Geld eingesteckt haben. Es könnte auch in eine so genannte „schwarze Kasse“ geflossen sein, aus denen die immer höheren Gehaltsforderungen der Profis an der Steuer vorbei gezahlt werden. Diese Form der Steuerhinterziehung scheint in Teilen der Bundesliga geradezu üblich.
„Die Spielervermittler spielen eine ganz entscheidende Rolle dabei“, sagt Dieter Ondracek, Vorsitzender der deutschen Steuergewerkschaft. „Oftmals kommt gerade von den Spielervermittlern der Hinweis, wie man so etwas am effektivsten gestalten kann. Die Spielervermittler sind auch oft hilfreich beim Installieren solcher ausländischer Scheinfirmen.“ Parallelen zum vorliegenden Fall schließt Ondracek nicht aus.
Der schottische Klub bezahlte 1,05 Millionen Mark für McKenna. 650.000 gingen nach Cottbus. 400.000 Mark wurden nach Lima überwiesen, angeblich als Provision für den Spielervermittler Hoppen, der diesen Vorgang auch bestätigt. Allerdings waren die Verhandlungen längst geführt – von einem anderen Spielervermittler: Ludwig Kolin. Dieser brachte die Ermittler schließlich auf die Spur.
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