: Magie aus Stimme, Pappe und Licht
■ Nicht nur für Kinder: Das Puppentheater Meiningen präsentiert den „Standhaften Zinnsoldaten“
„Meiner Meinung nach handelt es sich bei dem Zinnsoldaten um eine der phantastischsten Produktionen überhaupt. Nichts gegen Marthaler, Zadek, Savary und Bondy. Aber wahrscheinlich sind alle vier neidisch, dass nicht sie diese Inszenierung ersonnen haben.“ Wenn es um das letzte Gastspiel zum Abschluss seines KinderFes-tes geht, hält Veranstalter Stephan von Löwis mit seinem Urteil nicht hinter dem Berg. Dass er während des Wochen dauernden Festes Qualität bieten kann, hat er seit Jahren bewiesen. Dieses Jahr hat er schon 15000 Zuschauer zu 40 Veranstaltungen in acht Wochen gelockt. Der standhafte Zinnsoldat vom Puppentheater am Meininger Theater soll sozusagen das Sahnehäubchen werden.
Das Märchen von Hans Christian Andersen ist wohl bekannt: Eine produktionstechnische Panne bringt einen Zinnsoldaten ums zweite Bein. Da steht er nun ausgemustert herum und verstaubt – und verliebt sich in eine papierne Tänzerin, die auch nur ein Bein hat. Doch die beiden können zueinander nicht kommen, sie sind viel zu starr. Die Erlösung von einer nur aus der Ferne brennenden Leidenschaft gibt's schließlich nur im Feuer. Beide vergehen in der Glut.
Soll man in Zeiten täglich echter Soldaten Sechsjährigen ein Märchen aus der Mottenkiste bieten? Vieles spricht dafür, das kleine Theaterwunder in einem Zelt zu genießen – auch ohne Kind. Denn die Inszenierung weist über eine Märchenstunde hinaus. Die Kritik spricht gar von einer überwältigenden Illusionswelt. Ermöglichen wird den Zauber Stefan Wey, der mal Erzähler ist, mal in die Rolle von Andersen schlüpft oder Figuren und Gegenständen seine Stimme leiht. Mit Papier, Pappe und Licht wird er zum Magier. Die Wände aus Zeltplanen werden zu Projektionsflächen für lebendige Schattenrisse, die Zuschauer werden Teil des poetischen Univer-sums. Oliver Törner
17.+18.11., 16 Uhr, Bugenhagen KulturKirche, Biedermannplatz 19
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